In den 90ern tanzte man dort oben zu Techno-Beats, seit vielen Jahren jedoch steht der Kölner Fernsehturm leer. Ein Schicksal, das der Colonius mit so einigen anderen Fernsehtürmen in Deutschland teilt.

"Der Colonius ist der Längste, aber der Dom bleibt der Größte", so sprach Kölns Bürgermeister Heribert Blens in seiner Festrede zur Einweihung des neuen Fernsehturms am 3. Juni 1981. Um die 100 Meter höher als der Dom ist der in drei Baujahren entstandene Colonius, sein Name das Ergebnis eines Wettbewerbs. Bis heute ist der lange Kerl eines der Wahrzeichen Kölns, sein Schicksal jedoch beinahe tragisch zu nennen.

Einst gab es hier ein Drehrestaurant, 1992 jedoch wurde es aufgrund von Besuchermangel geschlossen. Ein Umstand, über den sich die Veranstalter jener Technopartys, die dort ebenfalls stattfanden, nicht beschweren konnten, im Gegenteil. Die für circa 350 Personen zugelassene Fläche in 166 Metern Höhe war bei den populären Veranstaltungen zeitweise so überfüllt, dass die Polizei einschreiten musste.

Im Verlauf der 90er jedoch ging es für den Langen bergab. Kein Pächter wollte das Risiko für die Gastronomie dort oben übernehmen, auch die letzte Party war bald vorbei. Die Aussichtsplattform wurde ebenfalls geschlossen, 1999 war Schluss mit dem Weitblick von dort oben. In den letzten Jahren gab es immer wieder Pläne zur Neueröffnung, doch die Risiken sind hoch, die Sanierungskosten immens. Im Jahre 2022 wurde der Colonius in die Denkmalliste der Stadt Köln eingetragen, was mittelfristig Fördergelder freisetzen könnte.

Leerstehende Fernsehtürme - ein Phänomen, das auch in anderen deutschen Großstädten zu finden ist. Um die 300 solcher Türme gibt es hierzulande, nur ein gutes Dutzend davon wird für die Öffentlichkeit genutzt, darunter der Florianturm in Dortmund, der Fernsehturm am Berliner Alexanderplatz, der Rheinturm Düsseldorf, der Fernmeldeturm Mannheim, der Olympiaturm München und der Stuttgarter Fernsehturm.

Andernorts herrscht gähnende Leere in luftiger Höhe, Pläne, etwas dagegen zu tun, gibt es jedoch so einige. In Dresden wurde 2022 die Idee eines Baumwipfelpfades verabschiedet, als Eröffnungstermin des Fernsehturms wird das Jahr 2027 genannt. Der Europaturm in Frankfurt wurde jüngst für eine weithin sichtbare Solidaritätsaktion genutzt. Im Gedenken an Familie Bibas, die im Oktober 2023 während des Angriffs in Israel entführt wurde, erstrahlte die Spitze des Turms in leuchtendem Orange.

"Für uns Kölner ist es extrem schade"

Ein prominenter Fall ist auch der Heinrich-Hertz-Turm in Hamburg-St. Pauli. Bei seiner Eröffnung im April 1968 mit einer Gesamthöhe von 271,50 Metern nach dem Münchner Olympiaturm der zweithöchste Deutschlands, konnte man sich hier bis zur Schließung im Jahr 2001 in der Drehplattform vergnügen. Seitdem kursieren alljährlich neue Projekte, denen letztlich ein ähnliches Schicksal beschert war, wie den Aufstiegsträumen des Hamburger SV: Es sollte einfach nicht sein - bis jetzt jedenfalls.

Beides könnte sich bald ändern. Der HSV steht auf Tabellenplatz 1 der 2. Fußball-Bundesliga. Und die Deutsche Funkturm GmbH (DFMG), Eigentümerin des "Telemichel", hat zum Jahreswechsel die letzte Förderstufe eingereicht, die Planungsphase ist damit abgeschlossen. Auch hier geht es also in naher Zukunft vielleicht auch wieder ganz nach oben.

Im "Tatort: Colonius" konnte man sich ein gutes Bild davon machen, wie spektakulär solch eine Location ist, ganz gleich, ob man dort nun Techno aufdreht, still die Aussicht auf sich wirken lässt oder seinen sonntäglichen Kaffee und Kuchen auf etwas ungewöhnlichere Weise genießen möchte.

"Da oben zu stehen, auf die Stadt und das Umland zu blicken, den Turm und seine Räumlichkeiten zu erkunden, das war im Vorfeld der Bucharbeit wirklich sehr beeindruckend und inspirierend", so "Tatort: Colonius"-Autorin Eva Zahn. "Für uns als Kölner ist es extrem schade, dass dieses Bauwerk nicht öffentlich zugänglich ist, für uns als Autoren ist der jahrelange Leerstand des Gebäudes aber eine wunderbare Vorlage, um hier ein dunkles Geheimnis zu platzieren."

Am kommenden Sonntag, den 16. März, lüftet Kommissar Borowski ebenfalls ein dunkles Geheimnis, das letzte seiner Laufbahn - die Pensionierung des altgedienten Ermittlers von der Kieler Förde steht unmittelbar bevor, der Titel seiner Farewell-Folge: "Borowski und das Haupt der Medusa".

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