Olivia El Sayed ist eine gefragte Erzählerin. Ob auf Social Media, in Büchern oder auf der Bühne – ihre Geschichten treffen einen Nerv. Sie schildert das Leben, wie es ist: mal chaotisch, mal berührend, oft beides zugleich. Ihre Texte seien «poetische Momentaufnahmen», schrieb die NZZ, die sie kürzlich als eine der «Hoffnungsmacherinnen unserer Zeit» bezeichnete.

«Ich finde mich gut, so wie ich bin», sagt El Sayed. «Und je mehr ich teile, desto weniger angreifbar fühle ich mich.» Ihre Geschichten reichen vom täglichen Wahnsinn mit Kindern bis hin zu existenziellen Erfahrungen – etwa als sie ihren Vater in den Tod begleitete.
Grenzen des Privaten
El Sayed geht reflektiert mit Intimität um. Sie zeigt keine Gesichter ihrer Kinder, teilt aber Gedanken über das Muttersein: «Ich bin offen mit ihnen – meine Tochter kann meine Texte lesen, und ich bespreche das mit ihr.»
Ich weiss auch, was ich nicht teilen möchte.
Ihr Ansatz: Persönliches erzählen, ohne sich schutzlos zu machen. «Ich will nicht, dass jemand ein falsches Bild von mir hat, aber ich weiss auch, was ich nicht teilen möchte.»
Social Media als kreativer Raum
Während viele die digitalen Plattformen als stressig empfinden, nutzt die Autorin sie bewusst als Inspirationsquelle: «Mein Algorithmus ist fröhlich: Kunst, Poesie, lustige Sachen.»
Dass sie täglich stundenlang online ist, sieht sie pragmatisch: «Ich beantworte jede Nachricht. Vielleicht schlafe ich deshalb so wenig», sagt sie lachend. Gleichzeitig warnt sie vor den Schattenseiten des Internets, besonders für Kinder: «Man kann sie nicht vor allem schützen, aber man kann sie vorbereiten.»
«Muttermüde», aber mit Humor
Mit dem Begriff «Muttermüde» hat El Sayed einen Ausdruck für eine Erschöpfung geprägt, die viele Eltern kennen. «Es ist die Ironie, dass man als Eltern nie müder ist als in dieser Phase, in der man am meisten Verantwortung trägt.»
Mein Mann vergisst nach drei Minuten, dass wir streiten sollten.
Doch sie versichert: Es wird besser. Ihre Kinder sind inzwischen älter, der «Mental Load» bleibt – aber sie hat ihn angenommen.
Identität zwischen zwei Kulturen
El Sayed ist Tochter eines ägyptischen Vaters und einer Schweizer Mutter. Aufgewachsen in einem kleinen Dorf bei Winterthur, fühlte sie sich oft zwischen den Welten. «Ich war nicht ganz Schweizerin, aber auch nicht ganz Ägypterin.»
Dieses Gefühl des Dazwischen prägt ihre künstlerische Arbeit. Das Offene und Gesellige ihrer Herkunft zeigt sich auch in ihrem Lebensstil: «Unser Haus war immer ein Ort, an dem sich alle wohlfühlen sollten – egal, ob im Trainer oder mit weissen Socken.»
Schmerz und Humor als Markenzeichen
Olivia El Sayed spricht auch über schwierige Themen. Sie hat in einer früheren Beziehung Gewalt erlebt. «Ich hätte nie gedacht, dass mir das passieren könnte. Und dann war ich mittendrin.»
Heute lebt sie eine Beziehung, in der Streit keine Rolle spielt: «Mein Mann vergisst nach drei Minuten, dass wir streiten sollten – und zeigt mir stattdessen was Lustiges auf dem Handy.» Diese Mischung aus Schmerz und Leichtigkeit macht ihre Geschichten einzigartig.
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