Zum letzten Mal ermittelt Kommissar Borowski im Kieler "Tatort". Der Fall um das Haupt der Medusa bedient die komplette Gefühlsskala - als unvergessliche Zugabe zwei der wohl ekligsten "Tatort"-Szenen aller Zeiten.

Was passiert?

Vier Tage sind es noch, dann ist es soweit: Kommissar Borowski (Axel Milberg) verabschiedet sich in den verdienten Ruhestand. Doch wohin mit all der Zeit? Zum Start ins Dasein als Privatier soll es in ferne Länder gehen, doch die Auswahl im Reisebüro ist so groß, dass die Entscheidung vertagt werden muss. Zunächst muss Borowski ohnehin erst einmal aufs Amt, denn der essentiell nötige Reisepass bedarf einer Verlängerung. Bei seinem Behörden-Termin stößt der Pensionär schließlich auf das mysteriöse Foto eines Hauses, das ihm nur allzu bekannt vorkommt. Als Jugendlicher ist er Tag um Tag daran vorbeigegangen - heute wird es zum Schauplatz einer mörderischen Familienaufstellung. Im Fokus: Eine ergraute Übermutter (Corinna Kirchhoff) und ihr bis zur Selbstaufgabe unterwürfiger Sohn (August Diehl).

Worum geht es wirklich?

In erster Linie natürlich darum, dem populären Kommissar nach 44 Fällen in 22 Jahren einen adäquaten Abschied auf den Leib zu schneidern. Das Kompetenzteam ist entsprechend hochkarätig besetzt: Das Drehbuch stammt von Sascha Arango, Regie führt Lars Kraume. Corinna Kirchhoff gibt ihren Part voll satanischer Anmut, August Diehl feiert mit 49 Jahren ein denkwürdiges "Tatort"-Debüt. Und dann gibt es da auch noch eine Überraschung, Stichwort Wiedersehensfreude.

Wegzapp-Moment?

Beim letzten Borowski-"Tatort" den Kanal wechseln? Ganz sicher keine Option, wobei: Es gibt eine Szene - ohne zuviel zu verraten - in der ein Plastikfass samt Inhalt eine Rolle spielt, das den Mageninhalt gehörig durcheinander bringen könnte. Und dann ist da auch noch die Sache mit dem Aquarium …

Wow-Faktor?

Der ist schon in den Anfangsminuten dermaßen hoch, dass man sich wünschte, es würde noch viel länger dauern als die folgenden 90 Minuten. Allein das Haus, in dem Mutter und Sohn zu Abend tafeln, taugt für ein eigenes Spin-off - die Einrichtung fein säuberlich drapiert, so aufgeräumt, dass es fast unbewohnt scheint. Das Ticken der Uhr, das Klappern der Teller, ein gedeckter Tisch, wie eine Henkersmahlzeit im Möbelhaus - die Szenerie ist zum Zungeschnalzen, ganz zu schweigen vom Personal, das hier agiert. Wie schon in den legendären Folgen um den "stillen Gast" zeigt sich hier ein weiteres Mal, dass Borowski mit den Aufgaben wächst. Je eigenwilliger der Gegenspieler, umso einsatzfreudiger der Kommissar. Angesichts des historischen Anlasses hat die ARD die letzten zehn Minuten des letzten Borowski-"Tatorts" bis zum Schluss geheimgehalten. Die finale Überraschung gibt es also in Echtzeit, uraufgeführt am Sonntagabend. Das passt.

Wie war's?

10 von 10 Punkten - ein gebührender Abschied, spannend, morbide und einfallsreich. Schnief.

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