Inhalt des Artikels:

  • Kakaopreis in die Höhe gestiegen
  • Kurzarbeit bei Argenta und Goethe Chocolaterie
  • Neue Strategie bei Viba mit Erfolg

Kakaopreis in die Höhe gestiegen

In den weltweit wichtigsten Kakaoanbaugebieten in Ghana und der Elfenbeinküste erlitten die Bauern gleich drei Jahre hintereinander Missernten. Die Verknappung des Rohstoffes Kakao führte zur Preisexplosion an der Londoner Kakaobörse.

Vor zwei Jahren lag der Preis für die Tonne Kakao laut Statista noch bei rund 2.600 Dollar. Nach den Missernten schoss er auf das über Vierfache. Im Februar 2025 war er mit 9.783 Dollar noch immer mehr als dreimal so hoch. Besserung ist nicht in Sicht. Denn die Ursachen der Missernten wie der Klimawandel bestehen nach wie vor, wie Kerstin Weber vom World Wide Fund For Nature (WWF) Deutschland im Verbrauchermagazin Umschau erläutert: "Extremwetterereignisse wie langanhaltende Dürreperioden, Starkregen zu falschen Zeiten, Überflutungen führen zu geringeren Erträgen, Qualitäten oder vollständig zerstörten Ernten."

Ein weiterer Faktor sei der Kakaoanbau in Monokultur. Diese Anbauweise macht die Kakaopflanzen besonders anfällig für einen Virusbefall. Ganze Plantagen mussten gerodet werden. "Dazu ist natürlich auch noch gekommen, dass Kakao über die Börse gehandelt wird und dass es dewegen auch zu Spekulationen kommt mit Rohstoffen und deswegen die Preise teilweise nochmal in die Höhe getrieben werden", sagt Weber.

Die Kakaobauern erzielten zwar höhere Preise, verkauften aber auch weniger. Am Ende haben sie am wenigsten profitiert.

Kurzarbeit bei Argenta und Goethe Chocolaterie

Bei Argenta in Weißenfels werden monatlich 35 Tonnen Schokolade verarbeitet. Die wichtigsten Produkte des Standortes sind Brockensplitter, Nougatspitzen und die Apfelsinen- und Zitronenschnitten.

Zuletzt musste Argenta die Preise erhöhen: Zwischen zehn und 20 Prozent, je nach Artikel. Das hat fatale Folgen wie Geschäftsführer Tobias Goßens erklärt: "Wir haben das Problem, dass wir mit einem Nachfragerückgang konfrontiert worden sind, sodass wir an diesem Standort auch in die Kurzarbeit gegangen sind."

Die Hälfte der 30 Mitarbeiter bei Argenta wird wohl bis zum Sommer in Kurzarbeit stecken, während die Manager sehr genau Absatz und Rohstoffpreise beobachten werden. "Wir haben früher auch Überhänge gehabt. Da hat man mal 30, 40 Tonnen geschoben in den nächsten oder übernächsten Monat", sagt Goßens. Das ginge nun nicht mehr. "Heute sind wir sehr auf den Tag getrieben. Schauen, was wir zu welchem Zeitpunkt wirklich fast auf den Tag benötigen", beschreibt er. Dabei schauten alle auf die Londoner Börse, wie der Kurs sich über den Tag verhält.

Die Rezeptur der traditionellen Produkte will Argenta nicht verändern. Aber spätestens im Weihnachtsgeschäft soll es neue Produkte geben. Mit alternativen, weniger kakaohaltigen Füllungen – die sollen das Unternehmen wieder stabilisieren.

Großkunden springen ab

Die Goethe Chocolaterie in Oldisleben ist ein familiengeführtes Unternehmen, das unter anderem handgefertigte Pralinen, edle Schokoladentafeln und erlesene Schokofruchtaufstriche herstellt. Die Manufaktur bezieht ihre Roh-Schokolade in Form kleiner Halbkügelchen aus einer Lübecker Schokoladenfabrik. "Bei der Schokolade ist es so, dass sich der Preis für uns in den letzten zwei Jahren verdreifacht hat", erzählt Geschäftsführerin Juliane Finger.

Vor Corona hatte die Manufaktur 25 Mitarbeiter. Heute sind es nur noch zwölf, inklusive der Verkaufsfiliale in der Leipziger Innenstadt. Auch die Goethe Schokoladenmanufaktur musste seit Januar die Hälfte der Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken und hat die Verkaufspreise erhöht. Ergebnis: Bislang 20 Prozent weniger Umsatz im Ostergeschäft. Auch Großkunden sind abgesprungen wie die Geschäftsführerin erzählt: "Es gibt auch Hotels, die wir beliefern. Da kostet die Nacht 500 bis 1.000 Euro. Selbst die sagen: Drei Euro für einen Schokoriegel als Betthupferl ist mir zu viel."

Sinkende Einnahmen und steigende Rohstoffpreise machen der Manufaktur zu schaffen. Der hohe Anteil an Handarbeit im Unternehmen bedeutet auch hohe Personalkosten. Hinzu kommen gestiegene Energiepreise, eine Verdopplung der Transportkosten und immer teurer werdende Verpackung, insbesondere die Glaspreise sind um ein Mehrfaches angestiegen. "Ganz viele andere hätten schon gesagt: Jetzt ist gut. Aber man hat das selber aufgebaut. Und da diesen Punkt zu finden, das ist ganz schwierig. Ich finde, gerade ist es eine verrückte Welt", sagt Juliane Finger.

"Aufgeben ist eigentlich keine Option", sagt Juliane Finger, Geschäftsführerin der Goethe Chocolaterie.Bildrechte: MDR

Neue Strategie bei Viba mit Erfolg

Die Firma Viba in Schmalkalden ist heute der größte Nougatproduzent Deutschlands. Der wichtigste Rohstoff dabei ist die Haselnuss. Doch pro Jahr verarbeitet man hier auch gut 500 Tonnen Kakao. Die gestiegenen Rohstoffpreise gingen auch an Viba nicht spurlos vorüber, wie Geschäftsführerin Corinna Wartenberg erklärt: "Bei Rohstoffkostensteigerungen um das Fünffache kamen natürlich auch wir nicht um Preissteigerungen herum und mussten auch unsere Verkaufspreise anpassen. Je nach Produkt hatten wir Preissteigerungen zwischen zehn und 30 Prozent." Die Preissteigerungen führten auch bei Viba zu einem Rückgang der Nachfrage im Einzelhandel.

Aber das Unternehmen fährt längst eine neue Strategie: Im letzten Jahr übernahmen die Thüringer die insolvente Händlerkette Hussel-Arko. Mit einem Schlag konnten so 150 innerstädtische Verkaufsfilialen im gesamten Bundesgebiet dazugewonnen werden. Nicht nur in den eigenen 35 Viba-Filialen, sondern auch bei Hussel-Arko werden nun auch Viba-Produkte angeboten. Das stärkt die Marke und macht unabhängiger vom Einzelhandel. "Mit der Aquisition der Arko-Husselfilialen sind wir jetzt erstmalig stärker in unserem eigenen Filialennetz als über den Lebensmittelhandel oder andere Kunden und erwirtschaften etwas 70 Prozent unseres Umsatzes mit eigenen Filialen", sagt die Geschäftsführerin.

Mit der Aquisition der Arko-Husselfilialen sind wir jetzt erstmalig stärker in unserem eigenen Filialennetz als über den Lebensmittelhandel oder andere Kunden und erwirtschaften etwas 70 Prozent unseres Umsatzes mit eigenen Filialen.

Corinna Wartenberg, Geschäftsführerin bei Viba Sweets GmbH

Der Wachstumskurs von Viba spiegelt sich auch in der firmeneigenen Erlebniswelt wider. Vor kurzem wurde erst eine neue Etage eröffnet. 300.000 Euro wurden investiert. Besucher können dort das historisches Café "Viebahn" besuchen und sich über die Firmengeschichte informieren. Wer will, kann sich beim Schokolademachen ausprobieren und vom Nougatbrunnen naschen. Für eine Krise gibt es nach Firmenangaben bei Viba keine Anzeichen: kein Personalabbau, keine Kurzarbeit. "Die Rohstoffsteigerungen haben keinen Einfluss auf unsere Beschäftigtenzahlen. Wir befinden uns aktuell im Wachstum, weil unsere Unternehmensgruppe sehr stark wächst. Insofern suchen wir aktuell Personal", so Wartenberg. Noch vor einem Jahr hatte Viba 450 Mitarbeiter. Heute, nach der Hussel-Übernahme, sind es schon über 1.000.

Insgesamt rechnet die Branche mit einer Stagnation des Schokoladenumsatzes. Die Preissteigerungen verändern das Kaufverhalten – auch wenn die süßen Verlockungen groß sind wie eh und je.

MDR (jvo)

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