Nach der Bekanntgabe der USA, Importzölle auf Schweizer Erzeugnisse in der Höhe von 31 Prozent zu erheben, geht es für die Schweiz nun darum, so rasch wie möglich das Gespräch mit der US-Regierung zu finden. Bisher fehlt der Draht ins Weisse Haus. Edward McMullen war US-Botschafter in der Schweiz während Donald Trumps erster Amtszeit und trifft ihn nach eigenen Angaben auch heute immer wieder. Er sagt, dass auch aktuell wieder Schweizer Top-Diplomatinnen und Diplomaten mit ihm im Gespräch seien.
SRF News: Warum wurde gerade die Schweiz mit Zollen in der Höhe von 31 Prozent belegt?
Edward McMullen: Was die Schweiz betrifft, bin ich etwas perplex. Die Schweiz sollte nicht 31 Prozent Zölle auferlegt bekommen, während die Europäische Union bei 20 Prozent ist. Das ergibt keinen Sinn. Was die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter tut, ist brillant: Sie nimmt keine feindliche Position ein.

Sie sagte, dass dies der Beginn eines Prozesses sei, den die Vereinigten Staaten eingeleitet haben, und sich die Schweiz an diesem Prozess beteiligen werde. Und sie werde auch sicherstellen, dass die USA alle nötigen Daten erhalten, um zu verstehen, wo man in Bezug auf die Zölle gegenüber den USA stehe.
Wie kann die Schweiz Verhandlungen mit der Trump-Regierung aufnehmen?
Ich habe viele Schweizer CEOs, Geschäftsleute und Regierungsbeamte bei verschiedenen Dinners getroffen. Sie alle haben sehr berechtigten Grund zur Sorge. Dennoch müssen wir einen Schritt zurückgehen und, wie die Bundespräsidentin sagte, den Prozess durchlaufen. Es wird mühsam, wir sind am Anfang, es braucht Zeit.
Sobald man alle Informationen objektiv betrachtet, wird die Schweiz gegenüber den USA in einer sehr guten Position sein.
Man muss sich bewusst sein, dass diese Regierung erst seit drei Monaten im Amt ist. Viele Leute sind neu. Und wir haben nicht einmal unsere Botschafterin in der Schweiz, die Argumente überbringen kann. Aber wenn alle Informationen und Daten beisammen sind und objektiv betrachtet werden, wird die Schweiz in einer sehr guten Position sein.
Warum hat Präsident Trump direkt Zölle eingeführt, statt erst mit den betroffenen Ländern zu verhandeln?
Die USA machen genau das, was Präsident Trump in seinem Wahlkampf angekündigt hat und wofür er nun ein Mandat zur Umsetzung erhalten hat. Die Tage, in denen die USA ausgenutzt werden, sind vorbei. Seit 25 Jahren sprechen wir bereits über diese Ungleichheiten, auch Demokraten taten dies, ohne dass es uns irgendwo hinführte.
Ich habe mich mit vielen Leuten in unserer Regierung getroffen, um ihnen zu helfen, das grosse Ganze zu sehen, und ich werde das auch weiterhin tun.
Viele europäische und asiatische Länder haben ihre Versprechen nicht eingehalten. Trump ist der Ansicht, dass wir mit diesen ersten Gesprächen nicht weiterkommen und stattdessen etwas tun müssen, um die Aufmerksamkeit dieser Länder zu gewinnen. Ich denke, dass er nun ihre Aufmerksamkeit hat.
Wären Sie bereit, der Schweiz einen Zugang zur US-Regierung zu verschaffen?
Absolut. Ich habe mich schon mit vielen Leuten in der US-Regierung getroffen, um ihnen zu helfen, das grosse Ganze zu sehen, und ich werde das auch weiterhin tun. Die Schweiz nutzt die USA nicht aus, wenn man das grosse Bild anschaut, etwa den Handel oder die Dienstleistungen. Vielleicht gibt es bei den Agrarprodukten und anderen kleinen Dingen Probleme, aber das macht keinen grossen Unterschied. Was hingegen einen grossen Unterschied macht, sind die riesigen Investitionen von Schweizer Unternehmen und die Qualität der Jobs, die sie in die USA bringen.
Das Gespräch führte Viviane Manz.
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