US-Regierungsvertreter diskutierten Angriffspläne auf die Huthi in einem Signal-Chat. Mit dabei war offenbar ein Atlantic-Journalist. Er machte die Panne nun öffentlich.
Jeffrey Goldberg, Chefredakteur des linksliberalen Magazins The Atlantic, pflegt gute Kontakte ins politische Washington - auch in die neue Regierung. Also war der Journalist nicht sonderlich überrascht, als Trumps Nationaler Sicherheitsberater Mike Waltz ihn vor zwei Wochen einlud, sich mit ihm auf dem Messenger-Dienst Signal zu verbinden.
Als aber kurz darauf eine Einladung in einem Gruppen-Chat mit insgesamt 18 hochrangigen Regierungsmitgliedern folgte, wunderte Goldberg sich doch. Vor allem über die Infos, die am 15. März in der Gruppe diskutiert wurden - nur Stunden bevor die USA die Huthi-Milizen im Jemen angriffen.
Geheime Informationen geteilt
"Es war eine bizarre Situation, weil ich einen Text von jemand bekam, der sich Pete Hegseth ausgab, der Verteidigungsminister. Und dieser Text enthielt operative militärische Informationen, inklusive der Zeiten, an denen die Bomben im Jemen fallen sollten", so Goldberg im Sender PBS.
Und nicht nur das: Auch Waffen und Ziele wurden in dem Chat geteilt. Und diskutiert, ob der Angriff sinnvoll sei. Trumps Vize JD Vance beispielsweise habe aus seiner Skepsis kein Hehl gemacht, zitiert Goldberg aus dem Chat. Weil damit vor allem wieder nur Europa aus der Patsche geholfen werde.
"Das ist real!"
"Ich dachte bis dahin, ich werde hier reingelegt und getäuscht", so Goldberg. "Es kam mir alles so unwahrscheinlich vor!"
Dann fielen nur ein paar Stunden später und genau wie im Text angekündigt die ersten Bomben im Jemen. Im Chat schrieb Vizepräsident Vance "Exzellent", Sicherheitsberater Waltz postete Emojis mit US-Flagge und Faustgruß. Und Goldberg wurde klar: "Das ist real!"
Regierung räumt Fehler ein
Das hat inzwischen auch der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, Brian Hughes, eingeräumt: Der Chat wirke authentisch, wie ein Journalist da reingeraten sei, werde jetzt geprüft. Aber im Übrigen sei die Sache doch "ein Beleg für die gute und überlegte Abstimmung zwischen hochrangigen Regierungsmitgliedern".
US-Präsident Donald Trump selbst erklärte zunächst, er wisse nichts von einem Chat bei Signal - aber der Angriff auf die Huthi sei doch ein voller Erfolg gewesen. Sein Verteidigungsminister Hegseth bestreitet, dass er oder irgendjemand sonst Kriegspläne getextet haben.
Fassungslosigkeit in Washington
Trotzdem ist die Aufregung zumindest im Trump-kritischen Washington groß: Sein ehemaliger Nationaler Sicherheitsberater John Bolton etwa macht die Sache einfach "sprachlos". Üblicherweise würden Angriffspläne im hochgesicherten "Situation Room", dem Lagezentrum im Weißen Haus diskutiert, so Bolton bei CNN. Aber ganz sicher nicht auf einer kommerziellen Messenger-App. Er könne einfach nicht fassen, warum das keinem der hochrangigen Mitglieder als problematisch aufgefallen sei.
Viele Demokraten erinnern jetzt an den Skandal um ihre ehemalige Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, die als Außenministerin dienstliche E-Mails über einen privaten Server verschickte. Im Vergleich zur jetzigen Sicherheitspanne doch eine Lappalie, findet etwa der Oppositionsführer im Senat, Chuck Schumer: "Wer sich damals aufgeregt hat, muss über so viel Amateurhaftigkeit jetzt völlig entrüstet sein."
Schließlich werde so das Leben von Menschen aufs Spiel gesetzt, es helfe dem Feind und gefährde die Nationale Sicherheit.
Demokraten wollen Untersuchung
Die Demokraten fordern nur eine Untersuchung. Und auch für Leon Panetta, ehemaliger Verteidigungsminister und Ex-CIA-Chef, wirft der Fall viele Fragen auf. Etwa wessen Idee der Chat war. Und wie der Journalist aufgenommen wurde, so Panetta bei PBS: "Das muss wirklich ermittelt werden. Weil es nämlich ein Verstoß gegen unsere Spionage-Gesetze sein könnte. Weil so ein Verstoß einfach nicht passieren darf, wenn die Sicherheit der Vereinigten Staaten auf dem Spiel steht."
Aber ob tatsächlich jemand zur Rechenschaft gezogen wird, ist fraglich - glaubt jedenfalls Trump-Kritiker Bolton. Der Präsident werde sicher keinen der Beteiligten rausschmeißen, solange ihm die Sache nicht selbst gefährlich werde. Und dass das Justizministerium wegen Geheimnisverrates ermitteln werde - auch darauf habe er "Null Vertrauen", so Bolton.
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