- US-Zölle haben vorerst geringe Auswirkungen auf die EU
- EU-Gegenzölle als Drohkulisse: Champagner gegen Whiskey?
- Warum Trump mit Zöllen agiert – und der Erfolg fraglich ist
Mit seinem Wahlkampf-Lieblingsthema "Zölle" wirbelt US-Präsident Donald Trump nun tatsächlich den Welthandel durcheinander. Welche Zölle aber, auf welche Waren, in welcher Höhe und ab wann sie gelten sollen, lässt sich noch kaum sicher sagen. Denn Trump verhängt und suspendiert diese Einfuhrsteuern freihändig und je nach dem Stand von Verhandlungen über "Deals", die er damit wohl erreichen will.
Tatsächlich in Kraft getreten sind jetzt allerdings US-Zölle auf Stahl und Aluminium aus der EU und anderen Ländern in Höhe von 25 Prozent. Dazu gehören auch Alltagsprodukte wie Kochtöpfe oder Fensterrahmen, dieses Mal auch deutlich mehr EU-Produkte als 2018, und es gibt es keine Ausnahmen für einzelne Unternehmen, wie während der ersten Amtszeit von Trump.
Vorerst geringe Auswirkungen auf die EU
Vorläufig könnten sich diese Zölle aber noch weniger auf die EU-Wirtschaft auswirken, schätzt das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. Denn Stahl- und Aluminiumprodukte aus der EU machten insgesamt nur etwa fünf Prozent aller EU-Exporte aus, und nur wenig davon gehe in die USA.
Dabei schätzt das IfW, dass diese US-Zölle eher der US-Wirtschaft und Menschen dort schaden würden. Auch könnten sie von China aus mehr Waren nach Europa lenken, sagte IfW-Ökonom Rolf Langhammer. Handelskrieg mit Zöllen und Gegenzöllen sei ein "Negativsummenspiel, bei dem alle verlieren".
Vorläufig aber sind noch die wichtigsten Güter im transatlantischen Handel verschont: Autos, Maschinen, Anlagen, Chemie-Produkte. Doch Anfang April könnte sich das ändern. Trump hat angekündigt, am 2. April weitere US-Zölle auf weitere Produkte erheben oder sie zumindest ankündigen zu wollen.
EU-Gegenzölle auch als Drohkulisse
Dagegen hat die EU-Kommission jetzt ihre vorbereitete Drohkulisse enthüllt: Eine 99 Seiten lange Liste mit fast 2.000 möglicherweise von zusätzlichen EU-Zöllen betroffenen US-Produkten, von Kühlschränken und Waschmaschinen, bis hin zu auch schwerem Gerät wie etwa Booten und Schneepflügen.

Die Liste soll in den nächsten Wochen mit den EU-Staaten abgestimmt werden. Demnach ist sie – noch nicht final – hier abrufbar (Englisch).
Laut EU-Kommission betreffen die geplanten Gegenmaßnahmen US-Exporte im Wert von 26 Milliarden Euro. Von einem ähnlichen Betrag geht man aus für die EU-Waren, die den nun in Kraft getretenen US-Zusatzzöllen unterliegen.
Am 1. April könnte es also Aufschläge von 50 Prozent auf US-Produkte wie Whiskey, Jeans oder Motorräder geben. Dabei handelt es sich um die gleichen Gegenmaßnahmen, mit denen die EU schon 2018 reagierte, mit geringeren Auswirkungen auf Preise etwa in Deutschland. Was US-Jeans angeht, lag ihr Einfuhrwert laut dem Statistischen Bundesamt bei nur etwa drei Millionen Euro jährlich. Die wichtigeren Hersteller für den Handel hierzulande sitzen in China, Bangladesch und der Türkei.
Mitte April, nach einer möglichen Ankündigung von Trump, könnte es dann weitere EU-Zusatzzölle auf weitere US-Produkte geben – auf Agrarprodukte wie Geflügel und Rindfleisch, Meeresfrüchte, Nüsse, Eier, Milchprodukte, Zucker und Gemüse und weitere Industriegüter wie Textilien, Lederwaren, Werkzeuge und Haushaltsgeräte oder Kunststoffe und Holzprodukte, zu einem Satz von 25 Prozent.
Obwohl das zweite Paket mit rund 18 Milliarden Euro weniger wert und weniger symbolträchtig zu sein scheint wie etwa Harley-Davidson-Motorräder, folgt es stärker politischen Kriterien. Es soll vor allem US-Bundesstaaten mit vielen Trump-Wählern der Republikaner treffen, um innenpolitisch Druck auf Trump zu machen. So stehen auch Sojabohnen auf der Liste, aus Louisiana etwa, der Heimat von Repräsentantenhaus-Sprecher Mike Johnson.
Wohlgemerkt: Nichts von dem ist bisher – Mitte März – in Kraft getreten. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, die EU sei weiter offen für Verhandlungen und hoffe, die Zölle noch abwenden zu können.
Champagner gegen Whiskey?
Laut EU-Kommission könnte ein "neuer Deal" für mehr US-Exporte von Flüssiggas sorgen, um weniger aus Russland beziehen. Auch könnten mehr Militärtechnik und Agrargüter in den USA gekauft und reguläre Importzölle für US-Autos von der EU gesenkt werden. Die lagen zuletzt mit zehn Prozent klar über dem US-Zollsatz für Autos von 2,5 Prozent.
Gleichwohl reagierte US-Präsident Donald Trump zunächst mit der Androhung von 200-Prozent-Zöllen auf Wein und Champagner, sollte die EU ihre angekündigten Aufschläge auf Whiskey nicht fallen lassen.
Und so geht es hin und her: Kanada stellte neue 25-Prozent-Zölle auf US-Waren für umgerechnet 18 Milliarden Euro scharf. Kurz zuvor hatte Trump angekündigt, die Stahl- und Aluminiumzölle gegen Kanada auf 50 Prozent noch zu verdoppeln. Kurz danach nahm er das wieder zurück.
Andere Staaten warten ab: Die Briten, Japan und Australien kündigten keine Gegenmaßnahmen an. Auch Brasilien, neben Mexiko und Kanada einer der wichtigsten Stahl-Lieferanten für die USA, will "keinen Handelskrieg mit den USA", China jedoch "alle nötigen Maßnahmen" ergreifen: Denn das Vorgehen der USA verstoße "gegen die Regeln der Welthandelsorganisation".
Warum Trump mit Zöllen agiert
Zölle können einzelne Länder im Rahmen ihrer Einfuhrbestimmungen festlegen, durchaus auch für Exporte, was aber seltener der Fall ist. In der EU mit ihrem zollfreien Binnenmarkt seit 1993 ist das anders. Hier bestimmt die EU-Kommission in Abstimmung mit Mitgliedsländern und EU-Parlament über den regulären "Gemeinsamen Zolltarif" – oder über zusätzliche.
Nur nach Trump-Lesart übrigens geht es hier um "Strafzölle", die so bezeichnet werden, weil Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) willkürlich verhängte Zölle untersagen. Darum etwa sagt Trump, dass übermäßige Stahl- und Aluminiumimporte die nationale Sicherheit der USA gefährdeten.
Trump will Produktion in die USA lenken und Handelsdefizite abbauen, da etwa EU-Unternehmen mehr Waren in den USA verkaufen als US-Firmen hier. Deutsche Exporteure etwa setzten 2024 für 161,4 Milliarden Euro in den USA gut zehn Prozent aller deutschen Exporte ab. Umgekehrt wurden US-Waren für 91,4 Milliarden importiert: Ein deutscher Rekord-Handelsüberschuss von rund 70 Milliarden Euro. Die EU argumentiert dagegen, dass die USA in der EU mehr Dienstleistungen verkaufen als umgekehrt. Rechne man die ein, habe es etwa 2023 nur einen Überschuss von 48 Milliarden Euro gegeben – also von drei Prozent des gesamten Handels zwischen den USA und der EU.
Ob Trump mit Zöllen seine Ziele erreicht, ist fraglich. Ökonomen, die das als wirtschaftspolitisch sinnvoll ansehen, gibt es kaum. Zölle könnten in den USA das Leben der Menschen verteuern – und zwar schneller, als Investitionen für mehr Arbeitsplätze oder höhere Einkommen sorgen.
mit dpa/MDR AKTUELL
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