Wenn ein Balkonkraftwerk installiert werden soll, stellt sich die Frage, ob es mit einem Batteriespeicher kombiniert werden soll. Die Rechnung geht durch verbesserte und intelligentere Technik, sinkende Preise und dynamische Stromtarife immer häufiger auf, solange man nicht übers Ziel hinausschießt.
Die Anzahl von Balkonkraftwerken und anderer sogenannter Steckersolargeräte steigt in Deutschland rasant an. Laut dem Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur hat sie sich im vergangenen Jahr auf rund 780.000 mehr als verdoppelt. Eine vom Hersteller Anker Solix beauftragte Analyse von EUPD Research hat ergeben, dass schätzungsweise mindestens 506.000 dieser Anlagen mit maximalen Leistungen bis zu 2 Kilowattpeak (kWp) neu installiert wurden.
Rasanter Anstieg
Im kommenden Jahr könnten es den Prognosen nach sogar noch mehr sein. Und die eigentlichen Zahlen werden höher geschätzt, da lange nicht alle Betreiber Steckersolargeräte wie vorgeschrieben beim Marktstammregister anmelden.
Immer häufiger werden inzwischen Balkonkraftwerke mit Batteriespeichern kombiniert, um Ausbeute und Ersparnis zu maximieren. Das rentiert sich nicht immer, aber immer häufiger. Das zeigen unter anderem Berechnungen von Volker Quaschning, der Professor für regenerative Energiesysteme an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) ist.
Preise deutlich gesunken
Ein Grund für die zunehmende Rentabilität von Batteriespeichern ist, dass sie wesentlich preisgünstiger geworden sind. Laut der Fotovoltaik-Plattform Echtsolar sank der Preis seit 2023 von 770 Euro pro Kilowattstunde (kWh) auf aktuell rund 520 Euro. Kleinere Speicher sind jedoch oft noch wesentlich teurer, 1000 Euro pro kWh sind hier nicht außergewöhnlich.
Deshalb gilt aber nicht, mehr nützt mehr. Die Kapazität des Speichers muss zur Leistung der Solaranlage sowie zum Stromverbrauch eines Haushalts passen. Wenig Sinn ergibt eine Batterie, wenn die PV-Anlage etwa so viel Energie produziert, wie benötigt wird. Denn dann wird kein Überschuss produziert, der gespeichert werden müsste - oder nur so wenig, dass es sich nicht rentiert.
Es muss passen
Richtig dimensioniert ist die Kapazität, wenn die Batterie genug speichert, um den Strombedarf abends und nachts zu decken. Dabei kann eine zusätzliche Reserve für Tage, an denen die Sonne nicht oder kaum scheint, sinnvoll sein. Außerdem sollte eine Batterie möglichst zwischen schonenden 20 und 80 Prozent Ladung betrieben werden, um ihre Lebensdauer zu verlängern.
Die Verbraucherzentrale empfiehlt als Richtwert 1 kWh Speicherkapazität pro 1000 kWh Jahresverbrauch. Außerdem sollte das Fassungsvermögen des Akkus ungefähr der Leistung der PV-Anlage in Kilowatt entsprechen. Die HTW nennt maximal 1,5 kWh je kW als Maximalwert.
Einen Flaschenhals stellt die derzeit maximale Einspeiseleistung von 800 W dar. Etliche Wechselrichter ermöglichen auch nur 600 W, da die Grenze erst vor rund einem Jahr angehoben wurde. Das heißt, dass bei Geräten mit höherer Leistungsaufnahme die Differenz vom Stromanbieter hinzugekauft werden muss, auch wenn die Leistung der PV-Anlage an sich ausreichen würde. Um das zu umgehen, muss man solche Geräte direkt an eine Batterie beziehungsweise ein Akku-System mit entsprechend hoher Ausgangsleistung anstecken.
Dynamische Tarife erhöhen Potenzial
Batteriespeicher sind aber auch bei kleinen Balkonkraftwerken oder sogar komplett ohne Steckersolargerät möglicherweise rentabel, wenn ein Haushalt einen sogenannten dynamischen Stromtarif hat. Denn damit wird der Arbeitspreis stündlich oder bald sogar noch genauer weitergegeben. Arbeitspreis bedeutet, dass es sich rein um die Beschaffungskosten handelt. Knapp 60 Prozent des Strompreises sind Steuern, Abgaben und Netzentgelte, und damit nicht variabel.
Trotzdem kann man viel sparen, wenn man einen Batteriespeicher lädt, wenn der Preis besonders niedrig ist und entlädt, wenn er besonders hoch ist. Moderne Geräte mit intelligenter Steuerung finden inzwischen selbstständig die richtige Balance, wann und wie lange aus welchen Quellen der Akku geladen und zu welchen Zeiten er entladen werden sollte. Idealerweise können sie dafür direkt die Daten eines dynamischen Stromtarifs, die Wetteraussichten und andere Daten verarbeiten.
Dabei muss man wiederum berücksichtigen, dass es speziell im Winter Phasen gibt, in denen die Kilowattstunde in einem dynamischen Tarif besonders teuer ist, wenn die Sonne nicht scheint und vor allem kein Wind weht (Dunkelflaute). Das kommt zwar viel seltener vor als oft behauptet, trotzdem ist das Einsparpotenzial im Winter wesentlich niedriger.
Praktischer Stecker-Solar-Simulator
Bei der Berechnung der Rentabilität eines Batteriespeichers muss man neben den Anschaffungs- und eventuell Montagekosten letztlich den Jahresverbrauch, die Kapazität der Batterie, den selbst produzierten Strom und gegebenenfalls die Einsparung durch die optimale Nutzung eines dynamischen Tarifs einbeziehen.
Letzteres können aktuell allerdings deutlich weniger als fünf Prozent der deutschen Haushalte, weshalb die meisten Berechnungen von fixen Strompreisen ausgehen. Um herauszufinden, wann sich die Anschaffungskosten eines Balkonkraftwerks mit oder ohne Batteriespeicher amortisiert haben, stellt die HTW den Stecker-Solar-Simulator zur Verfügung.
Höhere Ersparnis mit Speicher
Man gewinnt aber auch schon einen guten Eindruck durch Beispielrechnungen, die Volker Quaschning für das Ersparnispotenzial eines Haushalts mit 2000 kWh Jahresverbrauch und PV-Anlagen mit 400, 800 oder 1200 kWp durchgeführt hat. Als Basis hat er einen Strompreis von 35 Cent/kWh mit jährlich zwei Prozent Steigerung sowie einen Batteriespeicher mit 1,5 kWh Kapazität zugrunde gelegt.
Ohne Akku spart der Haushalt mit einer 400-Watt-PV-Anlage 55 Euro im Jahr ein. Mit 800 oder 1200 W sind es 13 und 16 Prozent. Kommt zusätzlich ein Batteriespeicher zum Einsatz, sind es 70, 133 und 181 Euro. Interessant ist auch, dass der Grad der Selbstversorgung mit Akku-Unterstützung von acht, 13 und 16 Prozent auf elf, 20 und 27 Prozent zunimmt.
Batterie-Preis entscheidend
Laut Stecker-Solar-Simulator hat nach Quaschnings Preismodell ein Zwei-Personen-Haushalt mit 1500 kWh Jahresverbrauch die Kosten für ein 770 Euro teures 800-W-Balkonkraftwerk mit Südausrichtung und 60-Grad-Anstellwinkel innerhalb von sieben Jahren reingeholt. Mit einem Akkuspeicher, der 1000 kWh Kapazität hat, steigt der Zeitraum auf 13 Jahre.
Allerdings geht der Simulator von einem Batterie-Preis von 1700 Euro aus. Der diese Woche von Ecoflow vorgestellte Ultra Stream mit 2 kWh Kapazität und integriertem Wechselrichter oder Ankers ebenfalls neue Solarbank 2 E1600 Pro beispielsweise kosten aktuell 1000 Euro. Je nach Nachfrage und Weltwirtschaftslage könnten die Preise noch weiter sinken, aber auch wieder in die Höhe gehen.
Fazit
Der Betrieb eines Balkonkraftwerks mit einem Batteriespeicher lohnt sich in vielen Fällen, Einsparpotenzial und Selbstversorgungsgrad erhöhen sich in der Kombination deutlich. Hochwertige Akkus helfen dabei durch smarte Steuerungen, und halten auch durch, bis sich die Anlage amortisiert hat. Wie lange das dauert, hängt stark von den Kosten für den Speicher und von der Strompreisentwicklung ab. Einen zusätzlichen Schub könnten dynamische Tarife bringen, die seit dem 1. Januar jeder Stromversorger anbieten muss.
Reich wird man durch die Einsparungen nicht. Die eigene kleine Solaranlage mit Batteriespeicher gibt einem aber auch ein gutes Gefühl. Denn in der Masse liefern solche Systeme einen bescheidenen, aber wichtigen Beitrag dazu, fossile Energieträger zu ersetzen, indem konventionelle Kraftwerke abends und nachts weniger Strom produzieren müssen.
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