Meghan von Sussex lädt in ihrer neuen Netflix-Show "With Love, Meghan" zum Kochen und Dekorieren ein. Doch was als charmante Lifestyle-Serie daherkommen will, wirkt mehr nach Kalkül als nach Herzensprojekt. Zwischen Honigbienen, Focaccia und inszenierter Gemütlichkeit sucht man verzweifelt nach Echtheit.
Meghan Markle. Entschuldigung, Meghan von Sussex. Oder einfach nur Meghan? Wie sie nun genannt werden möchte, verrät sie in ihrer neuen Netflix-Serie gleich selbst: Sussex sei jetzt der Familienname - Markle bitte streichen! Alles klärchen!
Lieber Leser, sind Sie in diesen Tagen in den sozialen Netzwerken auch schon auf diese Welle von Kritik zur neuen Netflix-Doku "With Love, Meghan" gestoßen? Es sind nicht nur spitze Kommentare, sondern regelrecht verheerende Urteile - das volle Programm! Die Serie wird derart zerrissen, dass ich es zuerst für die übliche Social-Media-Schelte gehalten habe. Wie das eben mittlerweile oft ist, wenn Leute vom Sofa aus gleichzeitig Richter und Henker spielen und ihren Vorurteilen frönen.
Also wollte ich mir selbst ein Bild machen und habe die Serie geschaut - natürlich in der Hoffnung, sie gut zu finden. Berechtigte Kritik wird heute ja oft vorschnell als Hetze gebrandmarkt, und wer Kritik übt, muss sich schnell gefallen lassen, als neidisch oder sexuell frustriert beleidigt zu werden. Wer sich an dieser Stelle denkt: "Puh, wieder diese Meghan. Muss das sein?" Ja, muss es.
Netflix hat am 4. März pünktlich um 9 Uhr morgens Meghans neue Show veröffentlicht. Mit zwei Monaten Verspätung - wegen der verheerenden Brände in Kalifornien, wie es heißt. Das hätte fast fürs Image gereicht: Meghan, die ihre Kochshow wegen der Umweltkatastrophe verschiebt. Klingt soweit plausibel. Doch jetzt kommt das große ABER!
Der verzweifelte Wunsch nach Echtheit
Wovon genau handelt die Serie? Knapp zusammengefasst: ein bisschen Kochen, ein bisschen Dekorieren, ein bisschen Teetrinken mit Freunden. Alles hübsch arrangiert in einem süßen kleinen Landhaus mit Traumgarten - natürlich nicht Meghans eigenem, wie sie direkt in Folge 1 klarstellt. "Dies ist nicht mein Haus." Sie ist ehrlich, super! Vollkommen verständlich, dass sie nicht eine ganze Kamera-Crew durch ihr eigenes Heim stapfen lässt, um ihre Privatsphäre und die ihrer Familie zu schützen.
Und das ist ja auch das Schöne an Meghan: Sie tut gar nicht erst so, als sei hier irgendetwas echt. Alles wirkt von vorne bis hinten inszeniert! Das Problem: Es fehlt die Seele. Wer eine Kochsendung mit Herzblut erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen schaut man einer Frau in geweißten Hemden beim Pasta kochen zu und lauscht Gesprächen mit vermeintlich alten Freunden, die wie ein auswendig gelerntes Skript wirken. Ist es wirklich so schlimm? Ja, ist es.
Und genau das macht diese Serie so tragisch: Man will die Frau ja mögen. Man möchte ihr das Nahbare abkaufen. Man wünscht sich wirklich, sie wäre wenigstens ein My wie Diana, die Prinzessin der Herzen, die echte, ungekünstelte Herzlichkeit ausstrahlte.
Man sucht verzweifelt nach diesem Funken Echtheit, aber da ist - leider nichts! Nicht in der perfekten Küche, nicht im abgeleckten Blumenarrangement, nicht in der Art, wie sie sich immer wieder die Haare zurückbindet, als ob sie gleich richtig anpacken würde - aber dann doch nur die perfekte Focaccia in den Ofen schiebt. Kurze Anmerkung: Jede (studentische) Aushilfe lernt als Erstes in der Küche, sich bei langen Haaren bitte einen Zopf zu binden. Gleichzeitig will sie aber alles so aussehen lassen, als sei es so herrlich lebendig, weil es eben nicht perfekt ist. Die zufällig abgezupfte Blüte, die das Dessert gleich noch viel schöner macht, die schiefe kleine Schleife, die sie um ein Glas mit selbst gemachtem Badesalz wickelt.
Das kurze Leben der fleißigen Honigbiene
Man fragt sich, wie diese Dreharbeiten wirklich abgelaufen sind. Wieviele Takes es wohl gebraucht hat, bis die Szenen im Kasten waren, in denen sie friedlich mit einem Körbchen durch den blühenden Garten pirscht?
Gleich zu Beginn der Serie erfahren wir, dass Meghan einen Bienenstock hat und Imkerin ist. Wow! Sie erntet ihren eigenen Honig. Sie gibt Insekten ein Zuhause, wunderbar! Und es wirkt auch glaubhaft, wenn sie sich einen Imker zur Unterstützung holt.
Aber was dann geschieht, wirkt nicht nur steril, sondern regelrecht schräg. Da fragt sie im weißen Schutzanzug den Imker doch allen Ernstes, wie lange eine Honigbiene lebt! Himmel Herrgott, Meghan! Wieso stellst du solche Fragen?
Wer hat dieses Skript geschrieben? Was sind das bitte für Dialoge? Wie kommt das bitte rüber, wenn man als jemand, der im Garten seit mehr als einem Jahr Bienenstöcke hat, nicht weiß, wie lange die kleinen fleißigen tierischen Arbeiter leben? Warum sagst du stattdessen nicht zum Imker: "Mir war anfangs gar nicht klar, dass eine Honigbiene nur etwa einen Monat auf dieser Welt ist - ein Leben der Arbeit gewidmet." Ein einziger Satz, der echtes Interesse hätte transportieren können.
Was aber wirklich hängen bleibt, ist ein weiterer Widerspruch: In ihrem berühmten Interview mit Oprah Winfrey klagte Meghan einst darüber, sich selbst, ihre Identität und ihren Namen verloren zu haben. Und jetzt? Besteht sie selbst darauf, nicht mehr Markle genannt zu werden. Aber ist das nicht genau dieser Name, den sie zurückerobern wollte? Man versteht es einfach nicht. Oder vielleicht doch, wenn man das Ganze als Teil einer großen PR-Maschine begreift. Was wiederum vollkommen legitim ist. Denn PR will verkaufen.
Meghans Kochshow: Eine Prise Liebe, ein Löffel Kalkül
Schauen wir uns ihre Gäste an, für die sie kocht und zaubert: Da ist zu einem Daniel Martin, ihr Make-up-Artist und angeblich "enger alter Freund". Der plaudert mit ihr am Küchenblock, während Meghan Zutaten kunstvoll in Schälchen drapiert. Das Gespräch klingt so hölzern, dass man fast das Knarzen hört. "Kochst du immer so?" "Nein, aber ich habe immer viele Kochshows geguckt."
Natürlich ist es verständlich, dass Meghan nicht in ihrem eigenen Zuhause kocht. Aber warum muss dann alles so klinisch sauber wirken? In welcher Küche, wo tatsächlich gekocht wird, bleibt alles so makellos?
Was lernen wir über Meghan (und Harry und die Kinder)? Harry liebt Bacon zum Frühstück und greift immer zuerst zum Salzstreuer, bevor er probiert. Meghan wuchs als Schlüsselkind mit Mikrowellen-Fertiggerichten auf, lernte von ihrer Oma das Marmelade-Einkochen und verdankt ihrem verstorbenen Biologielehrer Mr. Ben ihre Liebe zum Gärtnern.
Am Ende schlendert Prinz Harry über den sehr englisch geschnittenen Rasen, bekommt von ihr ein Glas Champagner angeboten und stößt mit den anwesenden "Freunden" auf den Erfolg seiner Frau an. Meghan bedankt sich bei allen dafür, dass sie ihr geholfen haben, ein "neues Business" aufzubauen und Harry drückt seine Meghan innig an die Brust: "Du hast einen tollen Job gemacht." Trommelwirbel: "Ich liebe dich!"
Was bleibt, ist das Gefühl, dass es bei "With Love, Meghan" um alles geht, nur nicht um Kochen oder Gastfreundschaft. Es geht - daran ist ja nichts auszusetzen - ums Geschäft. Meghan selbst spricht in der letzten Folge ganz offen davon, im Business ein neues Kapitel aufzuschlagen.
Ist das verwerflich? Nein. Aber dann sollte man es auch so nennen. Eine Doku, die uns Authentizität verkaufen will, während jede Sekunde inszeniert wirkt, verdient zurecht Kritik. Möglicherweise wird die Serie ein Erfolg. Aber das heißt nicht, dass sie gut ist.
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