Es war keine leichte Aufgabe. Eine Geschichte erzählen, von der die meisten Leserinnen dachten, sie kennen sie schon. Genau das hat sich Suzanne Collins, Autorin der «Die Tribute von Panem»-Serie, vorgenommen.
2008 kam das erste Buch heraus. Die Geschichte rund um Heldin Katniss Everdeen, erzählt in drei Büchern und vier Filmen, liess die Kassen klingeln: Mehr als 100 Millionen verkaufte Exemplare, mehr als 3.3 Milliarden eingespielte Dollar in den Kinos.

Die Prämisse: In der dystopischen Welt von Panem müssen arme Distrikte jedes Jahr zwei Teenager auslosen, die sich in den «Hunger Games» in einer Arena bis auf den Tod bekämpfen. Als Bestrafung für die einstige Rebellion und als Unterhaltung für die reichen, voyeuristischen Kapitol-Bürger.
Nach der erfolgsgekrönten «Panem»-Trilogie soll Collins gesagt haben, sie werde nie eine Fortsetzung schreiben.
Schon die zweite Vorgeschichte
Keine Fortsetzung heisst aber nicht keine Vorgeschichte. So Collins schrieb 2020 ein Buch über die Jugend von Coriolanus Snow, dem totalitären Präsidenten von Panem. Über dessen Radikalisierung wusste man nichts.
Anders beim neusten Roman. Es geht um Haymitch Abernathy, den verkorksten Mentor von Katniss, dessen Geschichte die Leser aus den ersten Büchern kennen. Er musste 25 Jahre vor Katniss auch als Tribut in die «Hunger Games», er gewann, kehrte als Sieger zurück, nur um sein Zuhause und seine Familie ausgelöscht vorzufinden – so versank er im Alkohol. Braucht es dieses Buch überhaupt?
Ja, das Buch lohnt sich. Collins hat es mit «Die Tribute von Panem L: Der Tag bricht an» geschafft, eine altbekannte Geschichte so lebendig werden zu lassen wie den geliebten Vorgänger.
Rebell ohne Sendezeit
Die «Hunger Games» sind eine Mischung aus Gladiatorenkampf und Reality-TV. In früheren Büchern wirkt Haymitch in seinen «Hunger Games» arrogant und gleichgültig. Was die Leserinnen nicht wussten: Die TV-Aufnahmen wurden so bearbeitet, dass eine neue Geschichte gesponnen wurde. Sein Image: komplett verändert.
Haymitch versuchte mehrmals, die Arena zu zerstören und den Spielen ein Ende setzen. Der einstige Sonnyboy mutierte zum Rebellen. Nur sah die Aussenwelt davon nichts. Denn die Regierung liess es nicht zu.
Wer spinnt das Narrativ?
So rückt Collins in diesem Roman die Rolle von Propaganda noch mehr ins Zentrum. Dass die Leser den Ausgang von Haymitchs Spielen kennen, tut der Spannung keinen Abbruch. Collins zieht die dystopische Fantasiewelt von «Panem» so detailreich auf, dass man nicht genug kriegt.

Collins lässt viele altbekannte Figuren auftauchen. In den sozialen Medien bedanken sich die Fans für diesen «Service». Kitschig könnte man meinen, sie schafft diese Querverbindungen aber relativ gut.
Bissige Modetipps
Das neue Buch lebt auch von den Nebenfiguren, wie etwa Haymitchs Distriktgefährtin Maysilee Donner. Ihre Schlagfertigkeit und bissigen Modetipps erinnern an Anna Wintour. Obwohl es ein Buch über Teenager ist, schafft es Collins, grosse Themen aufzugreifen. Autoritäre Regime und Propaganda sind aktueller denn je, nicht nur fiktive Bedrohung.
Ob nach Haymitchs Geschichte jetzt noch zig weitere Prequels folgen, lässt sich nicht erfragen. Suzanne Collins gibt keine Interviews. Was klar ist: Im Sommer 2026 kommt der Film zu Haymitchs Vorgeschichte. Dafür wird schon jetzt die Marketingtrommel gerührt.
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