Diejenigen, die den Völkermord in Palästina ideologisch ermöglichten, sollten bluten und eliminiert werden. So steht es auf einem Plakat im Stile eines Fahndungsaufrufs, das in Berlin aufgetaucht ist, wie der PEN Berlin vermeldet. Darauf abgebildet ist – unter dem roten Hamas-Dreieck – der „Taz“-Redakteur Nicholas Potter, der dort als „German Hurensohn“ verunglimpft wird. Der Sprecher des PEN Berlin, WELT-Autor Deniz Yücel, bezeichnet das Plakat als „Mordaufruf“. Für die Chefredaktion der „Taz“ ist es der vorläufige Tiefpunkt einer wochenlangen Kampagne gegen einen ihrer Mitarbeiter.
Potter, der unter anderem den Einfluss der BDS-Kampagne in der Clubkultur thematisierte und seit Wochen über die Auswirkungen des Massakers in Israel und des Kriegs in Gaza schreibt, ist seit Längerem zur Zielscheibe einiger Personen aus dem „Freiheit-für-Palästina“-Lager geworden, das wiederum bisher jede Gelegenheit unterlassen hat, merklich auf Abstand zu diesen Aktivisten zu gehen. Und es geht dabei nicht nur um Potter allein, der selbst von einer „Intifada gegen die Presse“ spricht. Also gegen Journalisten, die kritisch über die Palästina-Bewegung und deren Demonstrationen berichten.
Potter wird angegriffen, weil er als Einzel- und Gegenstimme in einer linken Zeitung wie der „Taz“ wahrnehmbar ist. Dort wies er den Vorwurf zurück, Israel würde in Gaza einen Völkermord begehen, eine Behauptung, die unter Palästinafreunden zum guten Ton gehört. Und ja, man kann darüber streiten, was Völkermord ist und was nicht, das ist unter Linken nicht unüblich. Das gab es schon in Bezug auf Srebrenica, der Schriftsteller Peter Handke hat die Debatte gerade wieder einmal aufgewärmt. Solche Debatten müssen geführt werden, selbst und gerade wenn man nicht alle ihre Beiträge goutiert.
Vorbild Mohammed AlBorno
Wer Debatten durch Gewalt abgewürgten will, wie es diejenigen wünschen, die vom „bluten und eliminieren“ fabulieren, will letztlich alle ideologischen Kämpfe durchs Schwert entscheiden. Das hat mit Meinungsfreiheit, vor allem aber – so deutlich muss man es sagen – auch mit linker Politik rein gar nichts zu tun. Und Linke, die solche Gewaltaufrufe in ihrer Nähe dulden, dürfen sich guten Gewissens nicht mehr als solche bezeichnen. Klingt moralisch? Klar. Nur weil man sich für die verelendeten Palästinenser einsetzt, ist man ja nicht von der Reflexion auf die eigenen politischen Mittel befreit.
In der „Zeit“ wurde gerade über Mohamed AlBorno berichtet, der im Gazastreifen Proteste gegen die Hamas organisiert hat. Das erfordert, anders als anonyme Lynchgelüste gegen Journalisten zu verbreiten, wirklich Mut. „Wir wollen nicht für die Hamas sterben“, wird AlBorno in der Hamburger Wochenzeitung zitiert. Palästinensern in Gaza wie AlBorno wäre nur geholfen, wenn auch in Berlin klar ist, für die Hamas nicht zum Töten aufzurufen, worauf die Auslöschungsfantasien gegen den Journalisten Nicholas Potter hinauslaufen. Jetzt sind, wie es der PEN Berlin fordert, nicht allein die Sicherheitsbehörden gefordert, sondern mehr noch alle aus der Palästina-Szene, die sich mit solchen niederträchtigen Gewaltaufrufen nicht gemein machen wollen.
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