Ein Erfolg für Till Lindemann - zumindest vor Gericht. Der Verlag Kiepenheuer & Witsch kündigt dem Autoren 2023, nachdem Vorwürfe sexueller Übergriffe bekannt werden und Videos mit Vergewaltigungsfantasien auftauchen. Zu Unrecht, wie das Gericht nun feststellt.

Rammstein-Frontmann und Buchautor Till Lindemann hat einen Rechtsstreit gegen seinen Verlag Kiepenheuer & Witsch (KiWi) gewonnen. Das teilte die Band in sozialen Medien mit und veröffentlichte eine entsprechende Erklärung der Anwaltskanzlei, die ihn in dem Fall vertrat. Das Landgericht Köln hatte entsprechend entschieden. Nach dem Aufkommen von Vorwürfen sexueller Übergriffe gegen Lindemann hatte der Verlag im Juni 2023 die Zusammenarbeit mit ihm mit sofortiger Wirkungen beendet. Lindemann hatte sich dagegen gewehrt.

Unter anderem die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) und der NDR hatten intensiv über die Vorwürfe gegen ihn berichtet. Demnach meldeten sich zahlreiche Frauen aus mehreren Ländern, die auf Konzerten geradezu für Sex gecastet wurden. Zudem stand der Vorwurf der Verwendung von K.-o.-Tropfen im Raum. Die Vorwürfe ließen sich, da sie teils Jahre zurücklagen, nicht belegen. Allerdings deckten sich die Angaben vieler Frauen, obwohl sie einander nicht kannten. Zudem trennte sich die Band noch im Juni 2023 von ihrer Assistentin Alena M. Sie soll die Frauen für Sex mit Lindemann vor Beginn von Konzerten angesprochen haben.

Dokumentiert sind die Vorwürfe und Zitate Lindemanns zum Umgang mit Frauen unter anderem in der Podcast-Reihe "Row Zero" von NDR und SZ. Dort wird etwa ein Interview-Auschnitt Lindemanns mit dem Musiksender Viva aus dem Jahr 1997 wiedergegeben, in dem der Rammstein-Sänger sagt: "Frauen wollen ja, dass man ihnen nachsteigt. Das ist das normale Balzverhalten." In Lindemanns Gedicht "Wenn du schläfst" von 2020 vergewaltigt der Protagonist eine Frau, die unter Einfluss von Rohypnol - also einem Schlafmittel - steht. "Ich schlafe gerne mit dir, wenn du schläfst", heißt es da. Und am Ende: "Etwas Rohypnol im Wein (etwas Rohypnol ins Glas) / Kannst dich gar nicht mehr bewegen / Und du schläfst / Es ist ein Segen".

KiWi: Lindemann zelebriert Gewalt gegen Frauen

"Mit Erschütterung haben wir in den letzten Tagen öffentlich gewordene Vorwürfe gegen Till Lindemann verfolgt. Unser Mitgefühl und unser Respekt gilt den betroffenen Frauen", erklärte der Verlag in einer Pressemitteilung vom 2. Juni 2023. Zur Entscheidung, die Zusammenarbeit mit dem Rammstein-Frontmann zu beenden, sei allerdings noch dessen Pornovideo "Till the End" hinzugekommen, berichtet die SZ. Davon hätte der Verlag erst im Zuge der Berichterstattung seinerzeit erfahren. Es wurde kritisiert, dass Lindemann in dem Video "sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert" habe.

In dem genannten Pornovideo sei auch der Gedichtband Lindemanns "In stillen Nächten" zu sehen, der 2013 im KiWi-Verlag erschien. Der wird dort von Lindemann penetriert. Nach Worten des Verlags handele es sich dabei um eine Verhöhnung der Trennung von "lyrischem Ich" und Autor/Künstler, die der Verlag stets verteidigt habe. Die Trennung zwischen der Figur in einem Gedicht, die über Vergewaltigung sinniere, und dem Darsteller im Video - also Lindemann - sei somit nicht gegeben.

Das Gericht folgte der Darstellung des Verlags hingegen nicht: "Dem Standpunkt der Beklagten, wonach die Handlungen im Video nicht solche einer Kunstfigur, sondern diejenigen des Klägers selbst seien, kann dagegen nicht gefolgt werden. Genauso wie im Gedicht das lyrische Ich eine künstliche Figur ist, sind die in einem filmischen Werk auftretenden Personen grundsätzlich als solche zu betrachten", heißt es in der von der Band geteilten Erklärung des Gerichts in sozialen Medien.

Auch die anderen Vorwürfe gegen Lindemann würden eine Kündigung nicht rechtfertigen. Das entsprechende Ermittlungsverfahren sei eingestellt worden, so das Gericht. Selbst moralisch fragwürdiges Verhalten, heißt es weiter, könne kein Kündigungsrecht begründen. Der Grund für die Einstellung des Verfahrens sei vor allem durch die Tatsache begründet, dass so gut wie keine der Frauen, die die Vorwürfe gegen ihn erhoben, mit den Ermittlern sprechen wollte, wie der "Spiegel" berichtet. Die Staatsanwaltschaft stützte sich bei ihren Recherchen demnach primär auf Medienberichte. Zudem habe sie Akten zum Fall von Shelby Lynn einsehen können, so das Magazin weiter. Sie war eine der ersten Frauen, die öffentlich Vorwürfe gegen Lindemann erhoben hatte. Es habe demnach keine ausreichenden Beweismittel für eine Anklageerhebung gegeben, so die Staatsanwaltschaft.

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