Fußball-Held und Fernsehstar. Rudi Völler ist für viele Deutsche eine Ikone. Er blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück. Seine oft aufbrausenden Fernsehauftritte sind legendär. Seinen Geburtstag verbringt Völler aber ganz entspannt. An Rente denkt er noch lange nicht.
Held, Volkstribun, Rudi Nationale. Wenn es um Rudi Völler geht, ist den Deutschen kein Titel zu abgehoben. Am 13. April feiert er seinen 65. Geburtstag. An Rente denkt er zurzeit nicht, trotz seiner schon lang währenden und erfolgreichen Karriere: Von 1977 bis 1996 stand er für die Kickers aus Offenbach, den TSV 1860 München, SV Werder Bremen, AS Rom, Olympique Marseille und Bayer Leverkusen auf dem Platz. Hinzu kommen 90 Länderspiele für die deutsche Nationalmannschaft.
Seine Erfolgsbilanz als Spieler: Weltmeister 1990, Vize-Weltmeister 1986, Vize-Europameister 1992, Champions-League-Sieger mit Olympique Marseille 1993, Coppa-Italia-Sieger 1991 mit AS Rom. Und als Trainer: Vize-Weltmeister 2002. Zudem war er viele, viele Jahre Sportdirektor und Mitglied der Geschäftsführung von Bayer Leverkusen, dem amtierenden Deutschen Meister und Pokalsieger.
Die Beliebtheit Rudi Völlers wird auch von zahlreichen Auszeichnungen und Preisen dokumentiert: Fußballer des Jahres, Bambi, Bundesverdienstkreuz, Silbernes Lorbeerblatt, Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen und viele mehr. Derzeit entsteht die Sky-Doku "Rudi Völler - Die Dokumentation", in der neben Rudi Völler unter anderem Wegbegleiter wie Lothar Matthäus, Oliver Kahn und Julian Nagelsmann zu Wort kommen.
Der lebendig gewordene Fußballtraum
Wie schafft es ein Mensch aus einfachen Verhältnissen zu solchem Ruhm? Bei Rudi Völler waren es nicht nur die vielen Tore, mit denen er seine Mannschaften und Millionen von Fußballfans erfreute. Er war auch als unverstellter und gradliniger Mensch bekannt. Geboren 1960, wuchs er mit seinem Vater und einem Bruder in Hanau auf. Kurt Völler, sein Vater, arbeitete als Dreher und Lagerverwalter. Rudis 13 Jahre älterer Bruder Dieter, verstarb 2014 mit 67 Jahren an Lungenkrebs.
Bevor Rudi seine Karriere als Fußballprofi startete, war er als Tor-Talent beim TSV 1860 Hanau aufgefallen. Doch zunächst machte er seinen Realschulabschluss und beendete seine Lehre als Bürokaufmann. Danach beginnt er seine richtige Fußball-Karriere.
Einen Höhepunkt erreichte er bei der WM 1990 in Italien, wo er bereits als Mittelstürmer der AS Rom sehr bekannt war. Beim Achtelfinale gegen Holland wird er vom niederländischen Weltklassespieler Frank Rijkaard gefoult und bespuckt. Völler ist empört, aber er revanchiert sich nicht, kein Schlag, nicht mal ein Tritt. Rijkaard und Völler bekommen die rote Karte. Die deutschen Fans äußern lautstark ihre Empörung , daran ändert selbst der 2:1-Sieg der Deutschen wenig. "Ruuudi-Ruuudi"-Chöre hallen noch lange durch das Stadion.
Nach dem Spiel entschuldigt sich Rijkaard: "Ich hatte persönliche Probleme und ging besonders gereizt in das Spiel. Das musste sich entladen. Ich hatte mich wegen privater Schwierigkeiten nicht im Griff. Ich kann es leider nicht ungeschehen machen. Jeder Mensch macht Fehler, es tut mir leid".
Viele Songs ihm zu Ehren
Rijkaard sagt auch, dass die rote Karte für Völler "völlig unberechtigt" sei. Der vergibt dem Sünder und sagt einen typischen Völler-Satz: "Es ist halt passiert, fertig, vorbei." Die beiden haben sogar Freundschaft geschlossen, sechs Jahre später treten sie zusammen in einem Werbespot für eine Molkerei auf: Völler und Rijkaard sitzen einträchtig in weißen Bademänteln am Tisch und lächeln zum Slogan: "Mit echter Butter bekommen Sie jeden an die gemeinsame Tafel."
Kurz zuvor hatte Rudis neuer Spitzname die Runde gemacht. Sein Freund und Mannschaftskollege Thomas Berthold hatte ihn wegen der grauen Strähnen in seiner Vokuhila-Lockenpracht "Tante Käthe" genannt: Deutschland war so begeistert, dass die Kölner Mundart-Band Höhner 2001 den Song "Tante Käthe" herausbrachte und damit dem späteren Bundestrainer huldigte.
Die langgezogenen "Ruuudi-Ruuudi"-Rufe in den Stadien wurden ab 2002 durch einen weiteren Hit musikalisch ergänzt. Dann sangen Tausende von Fans das Lied der Band La Rocca "Es gibt nur ein' Rudi Völler" zur Melodie von "Guantanamera".
Wutrede in der ARD
Ein anderer Meilenstein in seiner Vita ist die "Wutrede" in der ARD am 6. September 2003. Sein Team, die deutsche Nationalmannschaft, hatte gerade in einem EM-Qualifikationsspiel in Island nur ein enttäuschendes 0:0 erreicht, und Völler betrat das TV-Studio und musste mit anhören wie der Kommentator Gerhard Delling und sein Experte Günter Netzer das Spiel als "absoluten Tiefpunkt" niedermachten.
Rudi reagierte wütend. "Ich weiß, meine beiden Jungs von der ARD, der Günter und auch Herr Delling - das ist natürlich eine schöne Sauerei, was der so sagt. Das muss ich einfach mal so sagen", polterte der Teamchef live los. "Immer die Sache mit dem Tiefpunkt und nochmal 'n Tiefpunkt und noch mal 'nen niedrigeren Tiefpunkt. Ich kann diesen Scheißdreck nicht mehr hören."
Während der Sendung machte er seiner Wut Luft. "In welcher Welt lebt ihr denn alle? Ihr müsst doch mal von Eurem hohen Ross runterkommen. Was Ihr Euch alle immer einbildet, was wir für einen Fußball hier in Deutschland spielen müssen. Ihr habt doch früher - der Günter, was die für einen Scheiß gespielt haben! Da konntest du doch früher gar nicht hingehen, die haben doch Standfußball gespielt, früher." Moderator Waldemar Hartmann, der versuchte ihn zu beruhigen und bekam ebenfalls was zu hören: "Du sitzt hier locker bequem auf deinem Stuhl, hast drei Weizenbier getrunken und bist schön locker."
Geburtstag eher oldschool
Mit dieser Sternstunde des heiligen Zorns hat nicht nur das Fußballvolk den Rudi Völler offenbar für immer ins Herz geschlossen. Als er dann noch in einer tiefen Krise des deutschen Fußballs 2023 für ein Spiel die Nationalmannschaft übernahm und Frankreich mit 2:1 schlug, wurde aus seiner Beliebtheit eine Art Heiligenverehrung. Dass er kürzlich seinen DFB-Vertrag als Sportdirektor bis 2028 verlängerte, kam als großes Ereignis in den Schlagzeilen.
Seinen Geburtstag wird er - "ich bin halt ein bisschen oldschool" - im Kreise seiner Familie feiern. Mitsamt italienischer Ehefrau und drei erwachsenen Söhnen und einer Tochter.
Sicher wird auch Waldi Hartmann unter den Gratulanten sein. Er hat Völler nicht nur das Live-Highlight von dessen Wutrede zu verdanken, sondern darüber hinaus eine schöne Stange Geld. "Rudi hat mir mit einem einzigen Fernsehinterview meine Altersvorsorge gesichert", erklärte Hartmann vor Jahren der "TZ". Er war durch einen höchst attraktiven Werbevertrag mit einer großen Brauerei in den Genuss einer "Privatrente" genommen.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke