«Unser Ziel ist es, die Schweiz zu verpflichten, ihre Klimapolitik zu verbessern. Und zwar schleunigst.» Das sagt Rosmarie Wydler-Wälti, Co-Präsidentin des Vereins «KlimaSeniorinnen» in der neuen Doku «Trop chaud».
Acht Jahre lang haben sie gekämpft. Vor einem Jahr erstritten sich die über 3000 Rentnerinnen beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg ein Urteil, das weltweit für Aufsehen sorgte.
«Trop Chaud» begleitet die Aktivistinnen und ihr Anwaltsteam, zeigt die Hintergründe, wie so eine Klage entsteht und lässt wissenschaftliche Wegbegleiter zu Wort kommen. Einer der Höhepunkte des Filmes: Man ist als Zuschauerin bei der Anhörung am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im Gerichtssaal mit dabei.
Für Regisseur, Autor und Koproduzent Benjamin Weiss sind die Klimaseniorinnen Pionierinnen. Er war von ihrem Mut, vor Gericht ihr eigenes Land zu verklagen, so fasziniert, dass er beschloss, seinen ersten langen Dokumentarfilm über sie zu drehen.
«Was die Klimaseniorinnen geschaffen haben, ist, dass das Thema in neue Räume kommt», sagt Weiss. «Plötzlich ist der Klimawandel in einer Menschenrechts-Diskussion.» Der Klimawandel sei nun ein Problem der öffentlichen Gesundheit.
Die Schweiz befolgt das Urteil nicht
Der Kampf der Klimaseniorinnen sei auch deshalb speziell, weil sie einer doppelt marginalisierten Bevölkerungsgruppe angehörten, so der Regisseur: «Sie sind Frauen und sie sind alt.»
Das bestätigt Rosmarie Wydler-Wälti in der Doku: «Wenn wir gewinnen, dann ist es für mich eigentlich ein Dreifachsieg, zuerst natürlich fürs Klima, aber dann auch noch für Antisexismus, also Frauen und Anti-Ageismus.»

Die sogenannt «alten Frauen» gewinnen. Doch die Schweizer Politik beschliesst, das Urteil aus Strassburg nicht zu befolgen. Man tue schon genug für den Klimaschutz und wolle keine Einmischung fremder Richter. Auch dem Teil der Geschichte gibt die Doku Raum.
Das Urteil hält fest: Klimaschutz ist ein Menschenrecht. Die Schweiz müsse die Menschen besser vor den Folgen des Klimawandels schützen. Denn die Schweizer Sommer sind laut wissenschaftlichen Studien «trop chaud», also zu heiss, vor allem für ältere Frauen, die besonders von der Hitze betroffen sind.
Michael Graber, SVP-Nationalrat, führt in einer Debatte in Bern ins Feld, dass die Frauen in der Schweiz mit durchschnittlich 85 Jahren die höchste Lebenserwartung weltweit hätten und empört sich: «Finden Sie es dann nicht auch einen absoluten Hohn, wenn genau ein Teil dieser Bevölkerungsgruppe hingeht, unser wunderbares Land verklagt und unsere direktdemokratischen Instanzen verhöhnt, weil sie im Sommer ein bisschen zu heiss haben.»
Schweiz bleibt unter Beobachtung – dank Seniorinnen
Trotz Gegenargumenten der Schweizer Politik: Das Ministerkomitee des Europarats sagte anfangs März, die Schweiz bleibe in dieser Angelegenheit weiterhin unter Beobachtung. Auch das ein Erfolg der Seniorinnen.
Das zeigt der aktivistische Film «Trop chaud» eindrücklich. Und er macht deutlich: Die streitbaren Klimaseniorinnen kämpfen weiter – trotz negativer Rückmeldungen.
Dazu Rosmarie Wydler-Wälti: «Mein Lieblingsmail lautet: ‹Euch hätte man früher auf den Scheiterhaufen gebracht.› Ein grösseres Kompliment gibt es nicht.»
Kinostart: 15. Mai 2025
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