Das ist passiert: Im Juli soll der US-amerikanische Rapper Macklemore am Deichbrand-Festival in Deutschland auftreten. Nun warnt der deutsche Zentralrat der Juden, das Festival sei für Jüdinnen und Juden nicht sicher. Der Rapper verharmlose den Holocaust und verknüpfe seine rassistische Haltung mit «kruder Kritik an Israel» und verschweige dabei den Auslöser des Krieges im Gazastreifen: den Angriff der Hamas auf Israel. So berichtet es die «Nordsee-Zeitung». Ebenfalls im Juli wird Macklemore beim Gurtenfestival in Bern auftreten.
Worauf bezieht sich diese Kritik? Im Zentrum stehen drei Songs: «Hinds Hall», «Hinds Hall 2» und «f*cked up». Darin rappt Macklemore von Israel als Kolonialmacht, vergleicht dessen Politik mit der Apartheid in Südafrika und spricht von Genozid. Das Ganze vermischt er mit US-amerikanischer Gesellschaftskritik an der «white supremacy», also der weisen Übermacht, und an Präsident Donald Trump.
Sind diese Vergleiche antisemitisch? Nicht per se. Kritik an Israels Politik ist durchaus erlaubt. Das Problem am Vergleich mit Kolonialismus, Apartheid und «white supremacy» ist, dass sie die speziellen Umstände des Staates Israel im Nahen Osten nicht beachten. Die Vergleiche sind also historisch falsch, aber nicht unbedingt antisemitisch. Wenn damit aber eine Haltung verbunden ist, die Israel sein Existenzrecht abspricht, können sie durchaus antisemitisch sein.
Auch der Begriff Genozid ist umstritten. Zurzeit läuft ein Verfahren am Internationalen Strafgerichtshof gegen Israel wegen Verstosses gegen die Völkermordskonvention. Expertinnen und Experten sind sich aber nicht einig, ob der Vorwurf zutrifft. Die Mehrheit bezweifelt, dass Israel die Absicht nachgewiesen werden könne, «eine nationale, ethnische, rassistische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu zerstören», wie Völkermord in der Konvention definiert wird.
Was sagt der Schweizerische Israelitische Gemeindebund? SIG sagt auf Anfrage, die Äusserungen von Macklemore seien «durchaus sehr polemisch», jedoch nicht als antisemitisch einzustufen, mit einer Ausnahme: Dem Vergleich des Krieges im Gazastreifen mit dem Holocaust.
Warum ist dieser Vergleich problematisch? Macklemore zeigt im Musikvideo zu «f*ucked up» einen Jungen aus dem Warschauer Ghetto neben einem Kind aus dem Gaza-Streifen und setzt sie damit gleich. Dadurch werden die Schrecken des Holocaust verharmlost, denn die zielgerichtete Auslöschung der Jüdinnen und Juden durch das Nazi-Regime ist historisch singulär.

Welche weitere Auswirkung hat die Kritik, etwa für das Gurtenfestival, das Macklemore ebenfalls gebucht hat? Die Organisatoren des Festivals stellen sich auf Anfrage auf den Standpunkt, dass Kritik an Israels Politik nicht per se antisemitisch sei und beziehen sich dabei auf die Holocaust-Definition der «International Holocaust Remembrance Alliance». Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund SIG schreibt dazu: Das Gurtenfestival sei frei bei der Auswahl seiner Künstler. Er gehe aber davon aus, dass es Massnahmen gebe, um Hetze zu vermeiden.
Denn Macklemores Songs, so die Sorge, mit ihren harten Beats, der aggressiven Sprache und den gewaltsamen Bildern der Videos, könnten Emotionen schüren und die Stimmung derart anheizen, dass sich jüdische Menschen im Publikum nicht mehr wohlfühlen. Darauf muss ein Festival vorbereitet sein.
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