Désirée Nick - eine Frau, die aneckt, polarisiert und sich niemals dem Mainstream beugt. Während Trash-TV-"Stars" sich durch Dating-Formate recyceln, bleibt sie eine der schärfsten Beobachterinnen unserer Zeit. Doch warum wird sie, trotz ihres Erfolges, von manchen TV-Machern ignoriert?

Wie sang Farin Urlaub einst: "Du bist umzingelt von Idioten, lebendigen Toten (...), du bist umgeben von Schwachmaten, sie wissen nichts, sie raten - und haben trotzdem recht, und du wünschst dieser Welt, dass endlich Hirn vom Himmel fällt." Lieber Leser, ich bin gerade ein wenig in Wallung, denn wir müssen in dieser Ausgabe der wöchentlichen Promi-Kolumne ganz dringend reden, und zwar über Désirée Nick!

Da sitze ich neulich auf meinem Sofa und zappe durch die Glotze, als ich kurz bei einem der unzähligen Reality-TV-Formate hängen bleibe, in dem der Sprecher aus dem Off gerade einen Satz zum Besten gibt, der da lautet: "Nach Désirée Nick kräht kein Hahn mehr!" Bitte, was?

Dieser Satz wird unverzüglich und ungeprüft von sogenannten Meinungsbloggern aufgegriffen, als würde darin eine große Wahrheit liegen. Ich frage mich: Wann hat das eigentlich angefangen, dass TV-Macher der Meinung anheimfielen, eine Künstlerin würde nicht stattfinden, weil sie in keinem Trash-TV-Format mehr mitwirkt? Als wären diese Formate ein Alleinstellungsmerkmal, um als Star zu gelten!

Womit haben wir es hier zu tun? Ist es Ignoranz? Arroganz? Unwissen? Oder ist es schlicht und ergreifend Blödheit, Desinteresse und die Unfähigkeit zur Recherche? Ich muss Ihnen, liebe TV-Macher, an dieser Stelle einmal in aller Entschiedenheit sagen, dass Sie hier einem gewaltigen Irrtum aufliegen, wenn Sie der Meinung sind, die neue Trash-TV-Generation, die sich durch diverse Formate schlawinert, bestünde aus STARS! Wir erleben gerade den Niedergang einer ganzen Branche, es sind die letzten Zuckungen, und wenn Sie tief in sich hineinhorchen, dann wissen Sie das auch!

Désirée Nick: Mehr als Trash-TV!

Und jetzt lassen Sie mich, lieber Leser, über die Frau schreiben, nach der "kein Hahn mehr kräht"! Désirée Nick polarisiert, jawoll! Sie ist jemand, der im wahrsten Sinne des Wortes, keine halben Sachen macht. Bisweilen gilt sie als anstrengend, eine, die - salopp gesagt - nicht nur das Maul aufreißt, sondern auch was zu sagen hat.

Die Nick ist vieles: Schauspielerin, Bestseller-Autorin, Playboy-Covergirl, LGBTQ-Ikone, Entertainerin und last, but not least seit mehr als 40 Jahren auf den Theaterbühnen dieses Landes tätig.

Sie hat als Einzelperson mehr erreicht und mehr geleistet als die meisten der aktuellen Trash-TV-Protagonisten in fünf Leben! Überall sind sie inzwischen, diese, nicht selten seichten Leutchen, die sich selbst als "Star" bezeichnen, nur, weil sie mal flennend eine Dschungelprüfung abgebrochen haben. Auch im Dschungelcamp ist La Nick bis zum Thron durchmarschiert, spielend. Das war 2004. Vor mehr als zwanzig Jahren! Also, worüber reden wir hier bitte?

Warum hat diese scharfzüngige Beobachterin des Zeitgeists bis dato nicht bei "Let's Dance" mitgetanzt? Liebes RTL, was gäbe es bestimmt für tolle Quoten, wenn La Nick 2026 bei der "Kennenlernshow" mit Herrn Llambi tanzen würde? Oder mit Jorge? Oder noch besser: mit der gesamten Jury? Für viele Menschen gilt die Künstlerin als unbequem. Unbequeme Menschen gelten als anstrengend. Dabei sorgen sie seit jeher für die Würze in Debatten. Gemeinsam mit Désirée wäre auch Nina Hagen eine tolle Besetzung für den Cast 2026! Die ist in dieser Woche 70 Jahre alt geworden und immer noch Punk. Zum Opening tanzen alle zu Hagens Song von 1974: "Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael!"

Aktuell jedenfalls steht die Frau, "nach der kein Hahn mehr kräht", in der Komödie "Spiel gewinnt" auf der Bühne. "Ich habe zu viel Talent, um mich auf Sendezeit reduzieren zu lassen", sagte sie kürzlich in einem Interview. Eine Ansage, die sitzt. Denn sie hat wie keine andere recht, wenn sie sagt, viele Reality-TV-Formate seien inzwischen nicht mehr spontan, sondern durchchoreografiert wie ein mittelprächtiger Influencer-Feed.

Wo einst echte Prominente mit unterschiedlichsten Biografien aufeinandertrafen, sehe man heute ein homogenes Karawanensystem von Menschen, die sich gegenseitig durch Dating-Shows und Trash-Formate recyceln. "Das ist kein echtes Leben mehr - das ist Copy & Paste in Endlosschleife."

Ihre aktuelle Rolle in "Spiel gewinnt" erlaubt ihr, sich mit Fragen der modernen Gesellschaft auseinanderzusetzen: Isolation, Social Media, Generationenkonflikte. "Die Babyboomer verstehen die Welt ihrer Enkel nicht mehr. Es geht nur noch um Follower, Likes und Algorithmen. Da muss man sich fragen: Wie viel Herz bleibt da übrig?"

Die Frau, die sich nicht bremsen lässt

Für Nick liegt hier die wahre Tragödie unserer Zeit: Menschen sind umgeben von ständiger Kommunikation, aber kommunizieren nicht mehr miteinander. "Heute postet man seinen Burn-out und freut sich dann über steigende Followerzahlen. Ist das die neue Währung für persönliches Leid?"

Dass sie selbst gerade jetzt, im sogenannten Rentenalter, nicht nur am Theater, sondern auch im TV in ernsten Rollen durchstartet, ist für sie keine späte Gnade, sondern ein Armutszeugnis für eine gesamte Branche. "Ich musste erst Rentnerin werden, um als Schauspielerin besetzt zu werden!", sagt sie mit gewohntem Sarkasmus. Und sie hat auch recht damit, dass Männer mit 50+ als charismatische Charakterdarsteller gefeiert werden, während Frauen in der Versenkung verschwinden. Nicht so Nick. Sie trotzt diesen Regeln und beweist, dass Talent kein Verfallsdatum hat. Und schwupp, taucht sie wie selbstverständlich in der bayrischen Kultserie "Dahoam is Dahoam" auf.

Seit vielen Jahren fragen sich immer mal wieder Fans wie Kritiker: Wer ist die echte Désirée Nick? Sie ist gewiss vieles. Eine mit einem Faible für "Bockwurst und Champagner", eine mit Herz und Schnauze, die - zum Glück - als "anstrengend" gilt, weil man sie nie ganz zu fassen bekommt. Aber eines wird sie gewiss niemals sein: eine Frau, nach der "kein Hahn mehr kräht".

Transparenz-Hinweis: Die Kolumnistin hat 2023 für Désirée Nick als Produzentin gearbeitet. Das Arbeitsverhältnis ist beendet. Frau Nick hat auf diesen Text keinerlei Einfluss gehabt.

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