Beim jährlichen Empfang der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in Berlin feiert sich Deutschlands größte Kultureinrichtung gewöhnlich selbst. Früher wurde dafür gern der Garten der klassizistischen Stiftungsvilla am Landwehrkanal genutzt, seit einigen Jahren findet der Jahresempfang in der James-Simon-Galerie statt. Im von David Chipperfields Architekturbüro entworfenen Eingangsgebäude zur Museumsinsel, von wo die Besucher irgendwann einmal auf alle Häuser zwischen Spree und Spreekanal verteilt werden sollen, gibt es ein edles und sicher vor aller Handystrahlung abgeschirmtes Auditorium und Räumlichkeiten für ein „Get-together“.
Am frühen Abend des 13. März 2025 hatte die SPK dort tatsächlich allen Grund zu feiern: Der Präsident der Stiftung Hermann Parzinger geht bald in den Ruhestand – und sein Geburtstag fiel ebenfalls auf diesen Tag. Die designierte Präsidentin der Stiftung, Marion Ackermann (derzeit noch Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden), bereitet sich schon auf die Staffelübergabe vor und nimmt an allerlei „Workshops“ teil, bevor sie ihren Schreibtisch bald temporär in jeder Abteilung der riesigen Kulturbehörde aufstellen will. Und mit der noch von Kulturstaatsministerin Monika Grütters angeschobenen und von ihrer Nachfolgerin Claudia Roth kurz vor Ende ihrer Amtszeit nun fast vollendeten Reform der Stiftung würde man „jetzt nicht in die Zielgerade einbiegen“, sagte Parzinger: „Wir sind schon auf der Zielgeraden.“
Aber der Hauptgrund für die Feierlaune war der Geldsegen, den der Bundestag noch in seiner letzten Sitzung vor der Bundestagswahl für die SPK beschlossen hatte. Das Finanzierungsabkommen ist Teil des Reformprozesses. Nun wurde das neue Stiftungsgesetz auch von Bundeskanzler Olaf Scholz und den Ministerpräsidenten der Länder unterzeichnet, es sieht auch „Änderungen in der Struktur und Governance der SPK“ vor. Wichtigster Bestandteil ist aber: Das Budget der SPK wird nicht nur langfristig gesichert, sondern sogar aufgestockt.
Sowohl die Länder als auch der Bund erhöhen ihren jeweiligen Beitrag zur Finanzierung. Insgesamt stellen beide für den jährlichen „Sockelbetrag der Betriebskosten“ einen Mehrbetrag von zwölf Millionen Euro zur Verfügung – er steigt damit um zehn Prozent auf rund 135 Millionen Euro. Hinzu kommen Zuschüsse für den laufenden Betrieb und Sonderzahlungen für Baumaßnahmen. 2024 erhielt die SPK insgesamt 387 Millionen Euro von Bund und Ländern.
Das Geld solle laut SPK für „Qualitätsverbesserungen in den Einrichtungen“ verwendet werden, die Autonomie der Häuser gestärkt und die Kommunikation verbessert werden: „Dafür braucht es Personal und auch finanzielle Mittel“, so Parzinger. Zur Stiftung gehören bereits gut 2000 Mitarbeiter und viele Institutionen: Neben der Staatsbibliothek und mehreren Forschungseinrichtungen sind die Staatlichen Museen zu Berlin mit 15 Sammlungen und an 19 Standorten Teil der SPK. Darunter ist auch das Bode-Museum, das nicht nur örtlich auf der Museumsinsel, sondern auch in der allgemeinen Wahrnehmung etwas an den Rand gedrängt ist.
Am Morgen des 12. März 2025 aber konnte das Haus, das die Skulpturensammlung und das Museum für Byzantinische Kunst beherbergt, sich einmal vor großem Aufgebot im Glanz seines wilhelminischen Charmes sonnen: Die Stiftung hatte die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) eingeladen, im Bode-Museum zu tagen. Dass dann dort auch die Finanzierungssicherung besiegelt wurde, sei ein „glücklicher Zufall“.
Als Vorsitzender der MPK durfte der sächsische Regierungschef Michael Kretschmer abends auch beim SPK-Empfang sprechen. In seiner Rede bedankte er sich artig für die Einladung, so sei bei den 16 Landeschefs „ein ganz starkes Bewusstsein für die großartige Institution geschaffen worden“. Er betonte die Bedeutung der Kultur für Deutschland, aber auch, dass man mit „Kunst und Kultur keinen Haushalt sanieren“ könne.
Kretschmer sprach noch unter dem Eindruck der Sondierungen von CDU, CSU und SPD, die nun in Koalitionsverhandlungen münden. „Deutschland muss handlungsfähig sein“, sagte er in Bezug auf die geplante Schuldenaufnahme für Verteidigung und Infrastruktur, „wir brauchen aber auch Lösungen für wichtige Aufgaben im Bereich der Kultur“. Die grüne Kulturstaatsministerin Claudia Roth hatte zuvor beklagt, dass Kultur im Sondierungspapier mit keinem Wort erwähnt wurde. „Es steht außer Frage“, so schloss Kretschmer seine Rede, „dass die Kunst, die Kultur, die Bildung und die Wissenschaft auch in den Koalitionsverhandlungen eine wichtige Rolle spielen werden.“ Ein Zugeständnis an die Grünen, die für die kommende Koalition ja noch eine wichtige Funktion erfüllen soll?
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