Wipperfürth will seine Innenstadt wiederbeleben und fördert deshalb Neuanmietungen von leerstehenden Ladenlokalen. 43 Neugründungen haben bereits davon profitiert. Die Inhaber bekommen einen großen Teil der Miete erlassen.

Stefanie Hagen hat sich einen Traum erfüllt. Sie hat in ihrer Heimatstadt Wipperfürth ein Pilates-Studio eröffnet, auf 135 Quadratmetern, in bester Innenstadtlage. Früher war hier mal ein Schuhgeschäft, doch nachdem das zugemacht hatte, stand das Ladenlokal acht Jahre lang leer. Jetzt trainieren in dem großen hellen Raum mit hellem Boden pro Woche 200 Männer und Frauen, machen Pilates, Mattenkurse und Yoga.

Dass Stefanie Hagen sich den Schritt in die Selbstständigkeit getraut hat, liegt an einem besonderen Wirtschaftsförderprogramm, erzählt sie. Die Stadt erlässt ihr für die ersten zwei Jahre ihrer Selbstständigkeit einen beachtlichen Teil der monatlichen Kaltmiete.

"Ein eigenes Studio zu leiten, da hängt ja finanziell vieles dran", sagt Hagen. "Und man weiß nicht, wie es angenommen wird. Man hat als Mensch ja auch ein Sicherheitsbedürfnis." Sie habe schon viele Jahre überlegt, sich selbstständig zu machen. Den Ausschlag habe nun das Förderprogramm gegeben. 

Dank des Förderprogramms wagte Stefanie Hagen den Weg in die Selbstständigkeit.

43 Neuvermietungen

Stefanie Hagen ist nicht die Einzige, die davon profitiert und so ein neues Angebot für die 21.000-Einwohner-Stadt im Bergischen Land schafft. 43 leerstehende Ladenlokale hat die Stadt bereits in Vermietung bekommen, seit 2021, möglich gemacht durch Mittel des Landes Nordrhein-Westfalen.

"Das ist für eine so kleine Stadt eine enorm große Zahl", sagt City-Manager Lars Schreckegast. Er läuft über den neu gestalteten Marktplatz und durch die von Schieferfassaden geprägte kleine Innenstadt, begrüßt im Vorbeigehen immer wieder Menschen. Und zeigt auf Ladenlokale, wo Leerstand war und wo jetzt ein Restaurant eröffnet hat, ein Modegeschäft oder ein Konzept-Store für Inneneinrichtung.

"Wenn man sich die vergangenen fünf Jahre anguckt, dann hatten wir einmal die Folgen der Corona-Pandemie, die den Einzelhandel sehr stark beeinträchtigt haben. Und dazu kam, dass wir einen großen Innenstadtumbau hatten, was in der Bauphase auch eine extreme Belastung für die Handeltreibenden war", erzählt Schreckegast. Ein Schicksal, das Wipperfürth mit vielen anderen Städten teilt. Und das sie nun mit dem Förderprogramm angehen.

Vermieter verzichten auf Teil der Miete

Lars Schreckegast erklärt, wie die Förderung funktioniert: Die Stadt Wipperfürth mietet ein leerstehendes Ladenlokal im Innenstadtkern an. Der Vermieter erklärt sich bereit, für die Zeit der Förderung auf 30 Prozent der letzten Nettokaltmiete zu verzichten. Von den verbleibenden 70 Prozent übernimmt die Stadt mithilfe der Fördermittel 40 Prozent. Das heißt, der neue Nutzer zahlt nur 30 Prozent der ursprünglichen Nettokaltmiete.

Die Förderdauer läuft maximal 24 Monate, danach müssen sich Untermieter und Eigentümer untereinander einigen, wie es mit dem Mietverhältnis weitergeht. "Viele Vermieter machen hier mit und das hängt meiner Einschätzung nach vor allem damit zusammen, dass die Eigentümer in Wipperfürth keine großen Konzerne sind, sondern familiär mit der Stadt verbunden", sagt Lars Schreckegast. Sie hätten also auch ein emotionales Interesse, dass es der Innenstadt gut geht. 

Neue Generation von Geschäftsinhabern

Dass die neuen Geschäfte die Startphase überdauern, ist nicht garantiert. Aber oft klappt es, sagt Schreckegast. Wie bei Sebastian Jacobs, der sich vor drei Jahren mit einem Friseurgeschäft selbstständig gemacht hat, in einem Ladenlokal, wo bereits vor ihm 100 Jahre lang ein Friseur drin war.

Jacobs hat das Geschäft saniert und modern gestaltet, überall stehen Pflanzen. Der 36-Jährige hat sich bewusst für die Selbstständigkeit in einer Kleinstadt entschieden. "Hier in Wipperfürth passiert gerade ein Riesenumdenken", sagt Jacobs. "Die Leute werden moderner, flippiger, die wollen keinen Standard. Und jetzt muss einfach etwas Neues kommen." Er schätzt an Wipperfürth das eigene Stadtbild. Es gebe unter den Einzelhändlern und Ladeninhabern kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander. 

100 Jahre lang war hier bereits ein Friseursalon: Sebastian Jacobs hat den Laden nun modernisiert.

Belebtere Innenstadt

Kritik an dem Förderprogramm habe es auch gegeben, räumt City-Manager Schreckegast ein. Einige etablierte Geschäftsinhaber hätten Sorge vor Wettbewerbsverzerrung gehabt. "Aber die Alternative wäre eben, dass wir die Förderung nicht in Anspruch nehmen und Geld liegen lassen. Geld, das dann eine andere Kommune bekommt", sagt Schreckegast.

Fragt man auf der Straße Menschen aus Wipperfürth und dem Umland, sind die sehr zufrieden. Viele sagen, dass die Stadt deutlich belebter sei. Und sie freuen sich über das neue Angebot, das Menschen wie Pilates-Lehrerin Stefanie Hagen hier erschaffen. Die hätte sich ihr Studio an keinem anderen Ort vorstellen können, sagt sie. "Ich bin ein Wipperfürther Mädchen, ich liebe meine Stadt. Deshalb die Entscheidung klar für Wipperfürth."

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