Mit dem e Vitara hat Suzuki seinen ersten Stromer vorgestellt. Er erweist sich als erstaunlich routiniert gemacht - was auch an der Unterstützung durch Toyota liegen könnte. Das E-SUV punktet mit agilem Handling, einfacher Bedienung und sehr guter Serienausstattung. Doch die Kunststoffe wirken teils billig und die Praxis-Reichweite könnte größer sein.
Mit seinem ab Oktober in Deutschland erhältlichen Modell e Vitara läutet Suzuki mit etwas Verspätung den Wandel zum Elektroautohersteller ein: Bis 2030 will die japanische Marke insgesamt vier reine Elektromodelle auf den Markt bringen. Einen Preis für den e Vitara nennt Suzuki noch nicht, wir schätzen, dass die Basisversion bei rund 31.000 Euro starten wird.
Der Name soll eine Verbindung mit dem seit vielen Jahren erfolgreichen und immer noch angebotenen SUV Vitara herstellen, tatsächlich gibt es zwischen den Modellen aber keinerlei Gemeinsamkeiten. Der e Vitara steht auf einer völlig neuen, speziell für Elektroautos entwickelten und besonders leichten Plattform und wird in einem der indischen Werke des Herstellers produziert. Gemeinsam mit dem Schwestermodell Urban Cruiser von Toyota. Während Suzuki für die Produktion des E-SUV verantwortlich ist, steuert der Branchenriese das elektrische Antriebssystem bei.
Praxis-Reichweite lässt keine Langstrecken zu
Die Fahrzeuglänge, der Radstand von 2,70 Metern und die beiden angebotenen, vom chinesischen Hersteller BYD zugelieferten Lithium-Eisenphosphat-Akkus mit 49 und 61 kWh sowie die Motorleistungen von 106 kW/144 PS, 128 kW/174 PS und 135 kW/184 PS (für die Version mit Allradantrieb) sind daher auch bei beiden Modellen identisch. Der Akku kann mit 11 kW (Wechselstrom) beziehungsweise 150 kW (Gleichstrom) geladen werden, wobei der DC-Wert nur für die Version mit der großen Batterie gilt, der für die kleinere Variante wird noch nicht genannt.
Die versprochenen Reichweiten bergen keine Überraschungen: Bei Verbräuchen zwischen rund 15 und 16 kWh je nach Motorisierung und Batteriegröße kommt die Version mit Frontantrieb und kleinem Akku auf 345 Kilometer Reichweite, die Variante mit Frontantrieb und großem Akku auf knapp 430 Kilometer und die Allradversion auf rund 400 Kilometer.
Zieht man den üblichen Mehrverbrauch sowie die "Reserve" ab, die man als E-Autofahrer sicherheitshalber immer im "Tank" behalten will, kommt man auf Praxis-Reichweiten von deutlich unter 300 Kilometern. Wie auch bei den Wettbewerbern in diesem Segment wird da schon deutlich, dass der e Vitara nicht unbedingt als Langstreckenfahrzeug konzipiert ist.
Dabei bietet der Fünftürer auf seinen 4,28 Metern Länge und bei einer Breite von 1,80 Metern eigentlich erstaunlich viel Platz, auch wegen der praktischen, um 16 Zentimeter verschiebbaren Rücksitzbank. Hier kann also zwischen möglichst viel Raum für die Fondpassagiere oder einem optimierten Gepäckabteil gewählt werden. Leider nannte Suzuki beim Fahrtermin noch keine Werte für den Kofferraum, der wahrscheinlich um die 300 Liter Volumen bieten wird.
Typisches SUV-Design
Das typische SUV-Design wird geprägt durch die hohe Gürtellinie des Fahrzeugs mit kleinen hinteren Fensterausschnitten. Die Frontansicht wird von schmalen Scheinwerfereinheiten dominiert, hinten gibt es eine umlaufende Lichtleiste und in der Seitenansicht fallen vor allem die kräftig ausgeprägte C-Säule und die im unteren Türbereich mittig angebrachte Beplankung ins Auge.
Wie häufig bei modernen Autos gibt es im Innenraum zwei Displays. Es finden sich ein Kombiinstrument hinter dem Lenkrad in der üblichen Größe von 10,25 Zoll und ein Zentraldisplay (10,1 Zoll). Viele Funktionen lassen sich über das Mitteldisplay steuern, aber es gibt auch noch Tasten für einen Direktzugriff, etwa für die Klimaautomatik. Die Verarbeitung wirkt routiniert, allerdings sind die Kunststoffe teils billig und beim Abklopfen der Flächen klingt es dahinter doch recht hohl. Ein weiterer Minuspunkt: Das Lenkrad lässt sich zwar in Höhe und Tiefe verstellen, allerdings nicht weit genug herausziehen. Auch die Sitze konnten mangels Seitenhalt nicht überzeugen, allerdings versicherte Suzuki, dass es sich noch nicht um die Seriensitze handeln würde.
Hohe Alltagstauglichkeit, Allrad geht auch
Keine Überraschungen auch beim Fahren: Zumindest die von uns kurz getesteten stärkeren Motoren, die Frontantriebsversion mit großer Batterie und 174 PS sowie die nur wenig stärkere Allradvariante mit 183 PS, haben mit dem für ein E-Auto relativ leichten SUV (ab 1,7 Tonnen Gesamtgewicht) nur wenig Mühe. Die Sprintzeiten liegen zwischen rund siebeneinhalb und achteinhalb Sekunden, allerdings ist die Höchstgeschwindigkeit bei allen Versionen auf 150 km/h limitiert.
Neben hoher Alltagstauglichkeit verfügt speziell die Allradvariante dank des zweiten E-Motors (48 kW/65 PS) an der Hinterachse über leichte, wahrscheinlich von kaum einem Besitzer jemals genutzten Offroad-Fähigkeiten. In allen Versionen kann der Fahrer zwischen den Modi "Eco", "Normal" und "Sport" wählen, wobei die Spreizung speziell zwischen "Normal" und "Sport" recht gering ausfällt.
Umfangreich fällt die Serienausstattung des e Vitara aus. Die Version mit kleiner Batterie ist nur in der Ausstattung "Club" zu haben, hat dann aber unter anderem schon ein Navi, schlüsselloses Zugangs- und Startsystem, Rückfahrkamera, Licht- und Regensensor und eine Ambientebeleuchtung an Bord. Apple- und Android-Geräte lassen sich kabellos verbinden. Prima: Eine reichweitenverlängernde Wärmepumpe ist Serie.
Die Ausstattung Comfort ist immer mit der größeren Batterie verbunden und verfügt zusätzlich über Sitz- und Lenkradheizung, eine Frontscheibenheizung und beheizbare Außenspiegel. Comfort+ bietet darüber hinaus 19- statt 18-Zoll-Aluräder, ein Glasdach, einen elektrisch einstellbaren Fahrersitz, kabelloses Laden für Smartphones, Nebelscheinwerfer und ein besseres Soundsystem mit acht statt vier Lautsprechern.
Garantien könnte großzügiger sein
Die Garantien fallen dagegen nur durchschnittlich aus: Es gibt die üblichen acht Jahre auf das Batteriesystem und drei Jahre normale Neuwagengarantie. Da bieten andere Hersteller mehr.
Bei der ersten, allerdings noch kurzen Begegnung zeigt sich der E-Auto-Erstling als ein - mithilfe von Toyota - überraschend routiniert gemachtes Auto ohne gravierende Schwächen. Allerdings setzt es sich mit seinem zwar gelungenen, aber auch typischen SUV-Design nicht besonders vom Wettbewerb ab. Der Preis wird daher stimmen müssen, will Suzuki seine mit diesem Fahrzeug verbundenen, recht ambitionierten Ziele erreichen: Ab Oktober bis zum Ende des Geschäftsjahres Ende März 2026, also im ersten halben Verkaufsjahr, sollen schon 1900 Einheiten des ersten Elektroautos in Deutschland zugelassen werden.
Suzuki e Vitara - technische Daten
- Fünftüriges, fünfsitziges SUV der Kompaktklasse
- Länge: 4,28 Meter, Breite: 1,80 Meter, Höhe: 1,64 Meter, Radstand: 2,70 Meter, Kofferraumvolumen: k.A
- Version 2WD (Frontantrieb, kleine Batterie), Leistung: 106 kW/144 PS, maximales Drehmoment: 189 Nm, Eingang-Getriebe, Vmax: 150 km/h, 0-100 km/h: 9,6 s, Verbrauch: 14,8 kWh/100 km, Batteriekapazität: 49 kWh, Reichweite: 346 km, Preis: k.A.
- Version 2WD (Frontantrieb, große Batterie), Leistung: 128 kW/174 PS, maximales Drehmoment: 189 Nm, Eingang-Getriebe, Vmax: 150 km/h, 0-100 km/h: 8,7 s, Verbrauch: 15 kWh/100 km, Batteriekapazität: 61 kWh, Reichweite. 428 km, Preis: k.A.
- Version 4WD (Allradantrieb, große Batterie), Leistung: 135 kW/183 PS, maximales Drehmoment: 300 Nm, Eingang-Getriebe, Vmax: 150 km/h, 0-100 km/h: 7,4 s, Verbrauch: 16,5 kWh/100 km, Batteriekapazität: 61 kWh, Reichweite: 412 km
- Preis: k.A.
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