Der Nissan Qashqai ist trotz seines sperrigen Namens ein sehr zugänglicher Geselle. Exotisch ist allenfalls seine teuerste Antriebsoption. Für den E-Power-Hybrid nimmt Nissan einen hohen Aufpreis.
Mit dem ersten Qashqai erfand Nissan 2006 den Volks-Crossover. Nach ein paar schwächeren Versionen schließt das aktuelle, frisch geliftete Modell wieder an die gute Tradition an: Das Kompakt-SUV punktet mit hoher Alltagstauglichkeit, vergisst aber auch Ambiente und Komfort nicht. Dazu kommt ein origineller Antrieb - der allerdings nicht in jedem Einsatzszenario überzeugt.
Der Qashqai ist für Nissan in Deutschland vor Micra, Leaf und Juke das mit Abstand wichtigste Modell. Im vergangenen Jahr entschied sich fast jeder zweite Kunde der Marke für den 4,43 Meter langen Crossover. Darunter dürften nicht wenige Familien gewesen sein, bietet der Fünfsitzer doch gerade für solche Personenkonstellationen optimale Dimensionen.
Vorn passt es auch für Große, hinten nicht so
Vorn sitzt es sich sehr luftig, selbst sehr Großgewachsene müssen sich nicht beengt fühlen. Hinten kämen sie zwar schnell mit dem etwas niedrigen Dach in Kontakt, Kinder oder Teenager hingegen sitzen dort sehr gut. Vor allem, was die Beinfreiheit angeht. Gut gefallen auch die relativ langen Beinauflagen und die bequem ausgeformten Lehnen. Ladeanschlüsse für das Handy und zwei Gebläse-Düsen gibt es ebenfalls.
Der Kofferraum ist mit rund 500 Litern ausreichend groß. Im Alltag praktisch ist der doppelte Ladeboden, der mit der Ladekante bündig abschließt. Für Großeinkäufe oder die Fahrt in den Urlaub lässt er sich leicht entfernen.
Generell erfreut der Nissan mit einer eingängigen und logischen Bedienung. Einen großen Anteil daran hat das im Zuge des Liftings eingeführte Infotainmentsystem mit Google-Technik (nicht im Basismodell). So arbeitet die Navigation mit den immer aktuellen Maps-Daten des US-Unternehmens inklusive zuverlässiger Stau-Schau. Klimaanlage und Sitzheizung hören auf "Hey Google"-Sprachbefehle.
Das, was an Nissans eigener Software-Oberfläche noch vorhanden ist, sieht ansprechend aus und stellt sich auf dem aufgesetzten Neun-Zoll-Display in der Mittelkonsole übersichtlich dar. Das Ganze wirkt zwei Klassen moderner als das leicht angestaubte Set-up vor dem Lifting. Bei Materialauswahl und Anmutung hatten die Japaner schon zum Generationswechsel 2021 vieles richtig gemacht, auch gut vier Jahre später wirkt das Interieur unaufdringlich modern und gefällig.
Ausgewogenes Fahrverhalten
Im positiven Sinne ohne Ecken und Kanten kommt auch das Fahrverhalten aus. Grundsätzlich ausgewogen, mit gutem Langsamfahrkomfort in der Stadt und verbindlicher Straßenlage auf der Autobahn, ist der Nissan in allen alltäglichen Verkehrssituationen gut aufgestellt. Die Lenkung ist direkt genug, um den Crossover handlich wirken zu lassen, Nervosität ist ihr aber fremd.
So normal und nahbar der Qashqai in vielerlei Hinsicht ist, so ungewöhnlich ist sein Antrieb - zumindest aus der europäischen Perspektive. Denn neben zwei eher konventionellen, elektrisch leicht unterstützten Benzinern gibt es die sogenannte "E-Power"-Technik. Bei diesem seriellen Hybridantrieb dient der 116 kW/158 PS starke 1,5-Liter-Benziner mit variabler Verdichtung lediglich als Stromgenerator, während die Antriebsarbeit komplett an einen 140 kW/190 PS starken E-Motor fällt.
Ein externes Aufladen ist nicht möglich, ebenso fehlen die üblichen E-Auto-Vergünstigungen, etwa bei der Steuer. In Sachen Antritt und Beschleunigung wirkt der Nissan aber kraftvoll und spontan wie ein klassisches E-Auto, was vor allem beim flotten Durchschlängeln im Stadtverkehr sehr gefällt.
Außerorts muss meist der Verbrennungsmotor ran
Bei höherer Leistungsanforderung oder schwindendem Stromvorrat in der kleinen 2,1-kWh-Batterie springt der Dreizylinder vernehmlich an und produziert den nötigen Fahrstrom direkt vor Ort. Die Idee dahinter ist, dass der Verbrenner einen großen Teil der Zeit in einem besonders effizienten und verbrauchsarmen Bereich arbeiten kann, weil die Batterie kurze Lastspitzen abpuffert. Die Rechnung geht allerdings nur im Stadtverkehr einigermaßen auf, wo lange Rekuperationsphasen den Verbrenner entlasten. Dort ist die Technik daher immerhin effizienter als ein reiner Benziner.
Außerorts ist der Verbrennungsmotor hingegen fast immer stark eingespannt. Dort fressen die Umwandlungsverluste die Gewinne durch den effizienteren Betrieb auf, was für entsprechende Verbräuche sorgt. Rund 6,3 Liter genehmigte sich der Crossover selbst bei verhaltender Fahrweise im Schnitt, was einige Konkurrenten und wohl auch die reinen Qashqai-Benziner ohne die aufwändige und teure Hybridtechnik ebenfalls annähernd schaffen. Dabei beträgt der Aufpreis gegenüber dem vergleichbaren Benzinermodell mit Automatik 4400 Euro - ein Betrag, der sich wohl nur mit sehr hohen Fahrleistungen und Fokus auf den Stadtverkehr rausfahren lässt. Wer meist auf Landstraße und Autobahn unterwegs ist, zahlt vor allem für den Gewinn an Spritzigkeit und Fahrkomfort.
Kein Schnäppchen
Mit mindestens 39.800 Euro ist der E-Power-Nissan sowieso kein echtes Schnäppchen. Die Ausstattung ist allerdings bereits in der Basis "Acenta" ordentlich - inklusive Leichtmetallfelgen, Rückfahrkamera und Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Wer 3.000 Euro für das "N-Connecta-Modell" drauflegt, wertet den Qashqai mit dem guten Google-Infotainment, Ambientebeleuchtung, Rundumsichtkamera, Smartphone-Ladeschale und diversen weiteren Komfort-Extras noch einmal empfehlenswert auf.
Grundsolide und gefällig - das klingt nicht unbedingt wie ein begeistertes Lob, ist beim Nissan Qashqai aber durchaus so gemeint. Was Platz, Komfort, Fahrverhalten und Bedienung angeht, leistet sich der Crossover keine Schwächen. Auch der Antrieb weiß mit seinem kräftigen Antritt und der linearen Kraftentfaltung grundsätzlich zu gefallen - lohnt sich finanziell und klimatechnisch aber wohl nur in Ausnahmefällen.
Technische Daten - Nissan Qashqai 1.5 V-CT E-Power 190 PS
- Fünftüriges, fünfsitziges SUV
- Länge: 4,43 Meter, Breite: 1,84 Meter (mit Seitenspiegeln 2,08 m), Höhe: 1,63 Meter, Radstand: 2,89 Meter, Kofferraumvolumen: 455-1379 Liter
- 1,5-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner, 116 kW/158 PS, Drehmoment: 250 Nm, E-Maschine 140 kW/190 PS, Drehmoment 330 Nm, 1-Ganggetriebe, Frontantrieb
- 0-100 km/h: 7,9 s, Vmax: 170 km/h
- Normverbrauch: 5,1 Liter/100 km (WLTP), CO2-Ausstoß: 116 g/km (WLTP), Testverbrauch: 6,3 Liter/100 km
- Preis: ab 39.780 Euro
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